Assoziiertes Forschungsprojekt
Am Beispiel der Geschichte der internationalen, europäischen und nationalen rechtlichen Regulierung der Atomkraft behandelt das Projekt zentrale zeithistorische Problemkomplexe: die Rolle internationaler Organisationen und ihrer Experten; Politik, Recht und Regulierung; Umweltschutz und Energienutzung; und den Umgang mit Technologien und ihren Risiken. Während die Rolle der Anti-Atombewegung, des Parteiensystems, technischer und wirtschaftlicher Expertise und Gegenexpertise für die Entwicklung der Atomenergie sehr gut erforscht sind, soll dieses Projekt die bisher weitgehend übersehene Bedeutung von Rechtssetzung, -sprechung, Regulierung und rechtlicher Expertise (und Gegenexpertise) untersuchen. Es geht von der Hypothese aus, dass ein Wandel im rechtlichen Umgang mit Kernkraftrisiken nicht erst – wie oft behauptet – nach Tschernobyl stattgefunden hat. Das Projekt verbindet ausgewählte nationale Fallstudien mit der Untersuchung internationaler Organisationen (OECD-NEA, Euratom und IAEA), die zentrale Foren für Aushandlung und Normierung von Atomenergie-Recht, Standards und Praktiken waren. Zentrale Frage ist hierbei, welche Rolle sich herausbildende transnationale Expertennetzwerke für die Etablierung und den Transfer von Normen spielten.