Kontinuitäten und Neuanfänge nach dem Nationalsozialismus: Das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR

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Display zum "Medikamentenschmuggel in Weihnachtssendungen" in einer Ausstellung des Amtes für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs im Ministerium für Gesundheitswesen in Berlin. Foto: Bundesarchiv Bild 183-89187-0005, CC BY-SA 3.0 DE

Beginn des Projektes
Juli 2017
Ende des Projektes
März 2023

Abgeschlossenes Forschungsprojekt
Gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit
Projektleitung: Prof. Dr. Frank Bösch und Priv.-Doz. Winfried Süß
Projektbearbeitung: Dr. Jutta Braun

Gesundheitspolitik zählt zu den Schlüsselbereichen des modernen Sozialstaats. Die DDR mit ihrem Anspruch, nicht nur sozialistisches, sondern auch „soziales“ Handeln zu verkörpern, erkannte hierin einen Kernbestand ihrer Politik.

Das gesundheitspolitische Handeln im realen Sozialismus unterlag verschiedenen Einflussfaktoren, deren Bedeutung am Beispiel der Arbeit des Gesundheitsministeriums der DDR in den Jahren 1950 bis 1970 ausgemessen werden sollte. Einen Schwerpunkt bildete die Frage der Kontinuitäten und Brüche gegenüber der Zeit des Nationalsozialismus. So wurde die Relevanz politischer Belastung anhand der Analyse von Biografien und Karrierewegen leitender Mitarbeiter des Ministeriums analysiert. Gefragt wurde, in welchem Umfang diese ehemals nationalsozialistischen Organisationen angehörten und/oder durch ihre berufliche Tätigkeit belastet waren, etwa durch die Mitwirkung an Zwangssterilisationen und „Euthanasie“ oder an der medizinischen Unterversorgung von Kriegsgefangenen. Weiterhin wurde die Bedeutung kaderpolitischer Prioritäten konturiert, die sich aus der Ideologie der zweiten deutschen Diktatur ergaben und die ebenso in der Personalpolitik wirksam wurden.

Zudem wurden die Politik des Ministeriums für Gesundheitswesen sowie die Eigenheiten ihrer administrativen Umsetzung untersucht. In beiden deutschen Nachkriegsstaaten musste sich das Gesundheitswesen nach den rassistischen Ausgrenzungen und den Medizinverbrechen der NS-Diktatur neu orientieren. Welche gesundheitspolitischen Traditionsstränge wurden nach dem Ende der NS-Herrschaft in der SBZ/DDR abgebrochen, verändert oder fortgeführt? Auf welche alternativen Vorbilder griff man zurück? Welche Praktiken wurden durch das Ministerium neu etabliert und welche Folgen ergaben sich daraus für Gesundheitspolitik und administrative Praxis der sozialistischen Diktatur? So wurde gefragt, welche Prioritäten hier angesichts akuter Problemlagen wie Seuchen oder gesundheitlichen Kriegsfolgen, aber auch der propagierten Zielsetzung einer „Gesundheit für alle“ im sozialistischen Staat gesetzt wurden. Hierbei wurde auch ausgelotet, inwieweit der Diktaturcharakter der DDR die hoheitliche Anordnung von Präventionsmaßnahmen erleichterte, aber auch einer Benachteiligung  gesellschaftlicher Gruppen den Weg ebnete.

Zugleich wurde das Gesundheitswesen der DDR in seiner Auseinandersetzung mit der bundesdeutschen Gesundheitspolitik betrachtet, da sich gerade auf diesem Gebiet für die DDR verstärkt die Frage des „Systemkampfes“ stellte.

Im Ergebnis sollte das Projekt einen Beitrag zur ministeriellen Behördengeschichte und ihrer Kontinuitätsproblematik sowie zur Geschichte der Gesundheitspolitik der DDR im Spannungsfeld von Modernisierung, diktatorischer Steuerung und deutsch-deutscher Systemkonkurrenz im Kontext des Kalten Krieges leisten.

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt stand in engem Arbeitszusammenhang zu einem Parallelprojekt "Kontinuitäten und Neuanfänge nach dem Nationalsozialismus: Das Bundesministerium für Gesundheitswesen" am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin.

Hinweise zum Projektabschluss
Jutta Braun
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Jutta Braun

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Email: braun [at] zzf-potsdam.de
Telefon: 0331/28991-39

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