Der Themenschwerpunkt versammelt Projekte, die über die Zäsur von 1989/90 hinweg den gesellschaftlichen Wandel rekonstruieren, der die friedliche Revolution und die Transformation ermöglicht und geprägt hat. Der Schwerpunkt gründet sich aus dem inzwischen abgeschlossenen Projekt »Die lange Geschichte der ›Wende‹. Lebenswelt und Systemwechsel in Ostdeutschland vor, während und nach 1989«, das die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmmen des Leibniz-Wettbewerbs 2016-2020 förderte. Projektleitung: Priv.-Doz. Dr. Kerstin Brückweh, Mitarbeiter*innen: Dr. Anja Schröter, Kathrin Zöller, Clemens Villinger.
Wie haben Ostdeutsche das Ende der DDR und den Systemwechsel erlebt? Wie erinnern sie sich daran? Diesen Fragen ging die Potsdamer Forschungsgruppe im Projekt »Die lange Geschichte der ›Wende‹« aus mehreren Perspektiven nach. Die Spannungen und Dynamiken ostdeutscher Lebenswelten im Systemwechsel untersuchten die Projekte von Mitte der 1970er-Jahre bis zum Anfang der 2000er-Jahre in vier Lokal- bzw. Mikrostudien am Beispiel des Wohnens, lokaler politischer Kultur, Bildung und Konsum. Das Projekt kombinierte klassische Quellenarbeit mit Oral History und der Sekundäranalyse von sozialwissenschaftlichen Daten. Die Befunde wurden in den Kontext des Spät- und Postkommunismus in Ostmitteleuropa und anderer Transformationsgesellschaften eingebettet.
Auf einer Dialogreise im Januar 2020 band die Forschungsgruppe Zeitzeug*innen aktiv ein. Die Fotografin Clara Bahlsen und der Journalist Christian Bangel, Buchautor und politischer Autor bei ZEIT ONLINE, begleiteten die Tour durch vier Orte Ostdeutschland.
Projektergebnisse:
- Publikation: Die lange Geschichte der »Wende«. Geschichtswissenschaft im Dialog erschien 2020 im Ch. Links Verlag.
- Dialogreise »Die ›Wende‹ im Gespräch – Geschichtswissenschaft vor Ort« (21.-24.1.2020) durch Ostdeutschland mit einer Präsentation erster Forschungsergebnisse: Im Sinne des Ansatzes der »Citizen Science – Bürger schaffen Wissen« band die Forschungsgruppe Zeitzeug*innen in den Forschungsprozess ein. Sie luden zu vier Abenden mit Podiumsgästen und anschließenden kleinen Gesprächsangeboten ein.
Pressemitteilung des ZZF zur Dialogreise (vom 3.12.2019, pdf), Flyer zur Dialogreise (pdf)
Bericht »Die Grenze war offen – und dann?« auf Spiegel Online über den Dialogabend in Meiningen, 22.1.2020. Zur Foto-Galerie der Dialogreise in Garrey. - Auszeichnung: Das Projekt erhielt im Mai 2020 die Auszeichnung mit dem WISPoP – Potsdamer Preis für Wissenschaftskommunikation. Die Jury begründete die Entscheidung u.a. mit der »Breite und Art der Kommunikation«, denn hier sei der »Mensch ins Zentrum gerückt« und mit den Zeitzeug*innen habe »ein direkter Austausch auf Augenhöhe« stattgefunden. Zur Pressemitteilung des ZZF vom 12.5.2020 zum WISPoP-Preis (pdf).