Viele DDR-sozialisierte Menschen können das Lied von Bummi, dem Bären aus dem Spielzeugland wohl immer noch melodiesicher vor sich hin brummen. Die gleichnamige Zeitschrift hat mehrere Generationen durch das Kindergartenalter begleitet, putzig, didaktisch und sozialistisch. Im Februar ist der von der bekannten Kinderbuch-Illustratorin Ingeborg Meyer-Rey entworfene zottelige, dottergelbe Teddybär aus dem Spielzeugland 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde am Sonntag eine Ausstellung im Rochow-Museum Reckahn eröffnet, die sich erstmals der Zeitschrift widmet, ihre politischen und künstlerische Rahmenbedingungen beleuchtet, nach dem pädagogischen Konzept und der ideologischen Ausrichtung fragt, aber auch das umfangreiche Merchandising (auch wenn das zu DDR-Zeiten nicht so hieß) um den knuffigen Bären und seine Freunde vorstellt. Für uns ist die Ausstellung, die noch bis zum 10. Dezember 2017 zu sehen sein wird, Grund genug, auf Kinder- und Jugendzeitschriften aus der DDR hinzuweisen, die im Bestand der Bibliothek sind. Kommen Sie stöbern und lernen Sie, wie sich die DDR für Kinderaugen präsentierte.
ABC-Zeitung (Z 590)
Die „ABC-Zeitung“ war die älteste DDR-Kinderzeitschrift, sie wurde 1946 gegründet und erschien monatlich für 30 Pfennig pro Ausgabe. Zielgruppe waren Jungpioniere und Schüler*innen der 1. – 3. Klasse. Zunächst erschien das Heft im Verlag Volk und Wissen unter der Herausgeberschaft von Kurt Egbert und Malla Naas. Später fungierte es als Organ des Zentralrates der FDJ im Verlag Junge Welt. Chefredakteur war damals der Schriftsteller Gerhard Holtz-Baumert. Seit den 1960er Jahren führten zwei Kugelmännchen namens Rolli und Flitzi durch die Zeitschrift, später gesellte sich ein Knirps namens Schnapp dazu. Nach der Wende erschien die ABC-Zeitung noch bis 1996 im Pabel-Moewig Verlag. Wir haben aus den Jahrgängen 1988 bis 1990 einige Heft im Bestand.
Atze (Z 597)
Die Jugendzeitschrift „Atze“ erschien von 1955 bis 1991 monatlich für 20 Pfennig im Verlag Junge Welt. Herausgegeben vom Zentralrat der FDJ, richtete sie sich an die Thälmannpioniere. Die Bildergeschichten hatten oft politischen Inhalt, so handelten sie unter anderem von der Oktoberrevolution oder dem kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Seit 1958 erschien außerdem der unpolitische Mäusecomic „Fix und Fax“, der bei den Leser*innen großen Anklang fand. Wir haben bis auf wenige Lücken die Jahrgänge 1983 bis 1990 von Atze im Bestand.
Bummi (Z 584)
Die erste Ausgabe von „Bummi“ erschien am 15. Februar 1957. Die anfangs monatliche Erscheinungsweise wechselte wenig später in eine Zweiwöchige. Der Verlag Junge Welt vertrieb die Zeitschrift zum Preis von 25 Pfennig für Kinder von drei bis sechs Jahren. Chefredakteurin war damals Ursula Werner-Böhnke. Sie schrieb auch den Text des Bummi-Liedes, das in den Musikbüchern der 2. Klassen erschien und von Hans Naumilkat vertont wurde. Geschichten mit dem russischen Teddy Mischka thematisierten die deutsch-sowjetische Freundschaft kindgerecht, aber auch gutes Benehmen oder Verkehrssicherheit waren Inhalt der bekannten Kinderzeitschrift. Seit 1991 erscheint sie im Pabel-Moewig Verlag. Seit 2011 tritt der gelbe Bär im Kinderfernsehen KiKA in einer dreiminütigen Zeichentrickserie auf - in der Hauptrolle versteht sich. Wir haben Hefte aus den Jahren 1961, 1979, 1983 bis 1985 und 1987 bis 1990 im Bestand.
FRÖSI (Z 591)
Die Zeitschrift „FRÖSI“ erschien erstmals am 25. Juni 1953. Der Name steht für „Fröhlich sein und singen“, so lautet auch die Anfangszeile eines Pionierliedes von Hans Naumilkat. Diese war zunächst der Zeitschriftentitel, 1965 wurde die Kurzform FRÖSI eingeführt. Die Zeitschrift wurde vom Verlag Junge Welt im Auftrag der Pionierorganisation Ernst Thälmann zum Verkaufspreis von 70 Pfennig publiziert. Trotz der politischen Ausrichtung, die sich u. a. in Propagandacomics und Aufrufen zum Sammeln von Sekundärrohstoffen äußerte, entwickelte sich FRÖSI zu einer beliebten Kinderzeitschrift, was v. a. an den Comics lag. So klärte die Figur „Korbine Früchtchen“ über Kräutern und Beeren auf, ließ sich der Herr Ali von seinem Hund Archibald (gezeichnet von Horst Alisch) an der Leine rumführen und schipperte Käpt’n Lütt auf dem Wasser. Der allzu brave Jungpionier Mäxchen (gezeichnet von Richard Hambach) tauchte erstmal 1953 auf, wurde nie älter und bekam später den nicht ganz so ordentlichen Spielgefährten Tüte an die Seite gestellt. Wir haben neben einem Heft aus dem Jahr 1979 die Jahrgänge 1983 bis 1988 fast lückenlos im Bestand.
Mosaik (Z 583)
Die erste Ausgabe der „Mosaik“ erschien am 23. Dezember 1955 im Verlag Neues Leben. 1960 übernahm der Verlag Junge Welt die Herausgabe der Zeitschrift. Sie ist mit 100.000 Exemplaren pro Ausgabe und 40.000 Abonnenten immer noch die auflagenstärkste Comiczeitschrift in Deutschland. Zunächst erschien das Heft vierteljährlich, ab Juni 1957 monatlich. Die Comichelden, anfangs die „Digedags“ Dig und Dag, ab 1976 die Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax, erleben lehrreiche Abenteuer in 23 Jahrhunderten Menschheitsgeschichte. Erfinder der Figuren war der 2014 verstorbene Hannes Hegen. Die Zeitschrift wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und erschien unter anderem in den Niederlanden, in Finnland und Ungarn. Das Online-Nachschlagewerk MosaPedia bietet vertiefende Informationen über die Zeitschrift und ihre Geschichten. Laut Mosaik-Verlag ist über die Hälfte der Leser*innen inzwischen älter als 30 Jahre (Stand 2009). Wir haben die Jahrgänge 1983 bis 1990 fast lückenlos im Bestand.
Neues Leben (Z 598)
Das DDR-Jugendmagazin „Neues Leben“ wurde vom Zentralrat der FDJ herausgegeben. Ein Ziel der Herausgeber*innen war, die politische Bildung von Jugendlichen getreu dem DDR-System, zu fördern. Tatsächlich aber entwickelte sich die Zeitschrift, die sich thematisch einerseits mit Alltagsthemen, aber auch mit Mode, Film und Musik beschäftigte zu einer Art „Bravo“ im DDR-Stil, inkl. einer Kolumne zur Sexualaufklärung, die zwar nicht von Dr. Sommer aber von Prof. Borrmann geschrieben wurde. Nach der Wende wurde das Magazin zunächst vom Pabel-Moewig Verlag übernommen, aber Anfang 1992 eingestellt. Neben Einzelheften aus den Jahren 1981, 1982 und 1983 haben wir die Jahrgänge 1984 bis April 1990 fast lückenlos im Bestand.
Jugend und Technik (Z 582)
Die DDR-Jugendzeitschrift „Jugend und Technik“ erschien von 1953 bis 1991 monatlich im Verlag Junge Welt. Inhalt waren Berichte aus Wissenschaft und Technik zu neuen Technologien, vor allem aus den sozialistischen Bruderstaaten. Auch Messeberichte von den Leipziger Messen und der Messe der Meister von Morgen wurden veröffentlicht. Neben Rätseln und Bastelanleitungen, gab es auch Buchvorstellungen. Besonders bemerkenswert ist, dass ab 1987 fortlaufend in jeder Ausgabe ein Anleitungsteil für den Selbstbaucomputer Ju-Te-Computer veröffentlicht wurde. Nach Fertigstellung des Grundsystems kamen regelmäßig Erweiterungen, wie beispielsweise ein EPROM-Programmiermodul und Speichererweiterungen hinzu. Wir haben je ein Heft aus den Jahren 1965 und 1982, zwei aus dem Jahr 1983 und dann mit wenigen Lücken die Jahrgänge 1984 bis 1990 im Bestand.
Technikus (Z 587)
„Technikus“ war eine populärwissenschaftliche Monats-Zeitschrift für Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren, die von 1963 bis 1990 ebenfalls im Verlag Junge Welt erschien. Es wurden neben hauptsächlich naturwissenschaftlichen Beiträgen auch historische Artikel, sowie Rätsel und Science-Fiction-Kurzgeschichten abgedruckt. Ab Juni 1965 erschien in jedem Heft die „Matheknobelei des Monats“. Unser Bestand weist die Jahrgänge 1983 bis 1990 fast lückenlos auf.
Weiterführende Literatur:
Die Kinderzeitschriften in der DDR von 1946 bis 1960 (10 200)
(18.07.2017)