02/2015: Berlinale

Logo: Berlinale

Bildinfo

Unser zweiter Newsletter steht ganz und gar im Zeichen der Berlinale. Wir können zwar keine Festivaltickets besorgen und auch nicht die neuesten Filme bereitstellen – dafür gibt es schließlich Lichtspieltheater, genannt Kinos – aber wir möchten das Berlinale-Fieber zum Anlass nehmen, zu fragen: Wie viel Berlinale steckt im ZZF?


Andreas Dresen Silberner Bär für Beste Regie 2002
Weltpremiere auf der Berlinale! Der Film eines Potsdamer Regisseurs, der einen Roman über das Leipzig der Nachwendezeit zur Vorlage hat – eigentlich sollten wir alle heute Abend auf der Gästeliste stehen, wenn Andreas Dresens Verfilmung des Clemens Meyer Romans „Als wir träumten“ uraufgeführt wird… Ungesehen empfehlen wir unbedingt den Kauf einer Kinokarte in den nächsten Wochen und weisen gern darauf hin, dass wir selbstverständlich den Film im Bestand haben, für den Andreas Dresen 2002 den Silbernen Bären als Großen Preis der Jury bekam, nämlich „Halbe Treppe“ ZZF 21679 mit der tollen Musik der 17 Hippies. Falls Sie den Film schon längst gesehen haben, dann verweisen wir noch auf Dresens großartiges Spielfilmdebüt „Stilles Land“ ZZF 21675 das sympathisch/melancholisch von den Wirren der Wende in einem Kleinstadttheater erzählt, das gerade „Warten auf Godot“ inszeniert.


Wim Wenders Goldener Ehrenbär für das Lebenswerk 2015
Die diesjährige Berlinale ehrt Wim Wenders mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk und zeigt aus diesem Anlass zehn seiner Filme. Bei uns können Sie sich den „Himmel über Berlin“ ausleihen ZZF 20834. Wir empfehlen diesen Film besonders gern wegen der Szenen, in denen Otto Sander als Engel über die Besucher einer Bibliothek wacht! Und natürlich wegen der tollen Musik von u.a. Nick Cave, Rowland S. Howard (hinreißend!), Blixa Bargeld. Denn der Film ist auch eine Hommage an das Westberlin der 80er Jahre und seine Musikszene, die wiederum auf der diesjährigen Berlinale in dem Dokumentarfilm „B-Movie – Lust & Sound in West-Berlin (1979-1989)“ zu besichtigen ist. Übrigens haben wir auch die Fortsetzung, die im Berlin der Wendezeit spielt: „In weiter Ferne, so nah!“ ZZF 20861.


Nina Hoss Silberner Bär für Beste Darstellerin 2007
Nina Hoss, die 2011 Mitglied der Internationalen Jury der Berlinale war, bekam 2007 für die Hauptrolle in Christian Petzolds Film „Yella“ den Silbernen Bären als Beste Darstellerin. 2012 spielte sie erneut die Hauptrolle in einem Petzold-Film. Für „Barbara“, der auf der Berlinale uraufgeführt wurde, bekam er den Silbernen Bären für die Beste Regie. Diesen Film, der im Jahr 1980 in der DDR spielt und von einer Ärztin erzählt, die an ein Provinzkrankenhaus versetzt wird, nachdem sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, und sich dort um die schwangere Stella kümmert, ein Mädchen aus dem Jugendwerkhof Torgau, können Sie bei uns ausleihen ZZF 25993.


Claude Lanzmann Goldener Ehrenbär für das Lebenswerk 2013
Vor zwei Jahren ehrte die Berlinale Claude Lanzmann als bedeutenden Dokumentaristen. „In seiner Darstellung von Unmenschlichkeit und Gewalt, von Antisemitismus und seinen Folgen hat er eine neue filmische wie ethische Auseinandersetzung geschaffen“, begründete Berlinale-Direktor Dieter Kosslick die Auszeichnung. Lanzmanns Film „Shoah“ (1985) gilt als epochales Meisterwerk der Erinnerungskultur in der Filmgeschichte. Die Vorbereitungen und Filmarbeiten zu „Shoah“ ZZF 20223 dauerten nahezu zwölf Jahre. Lanzmann zeigt in diesem Werk ausschließlich Interviews mit Überlebenden und Zeitzeugen der Shoah, darunter auch Täter, sucht die Orte der Vernichtung auf und vergegenwärtigt den unermesslichen Schrecken des Völkermords im Nationalsozialismus. Der neuneinhalbstündige Dokumentarfilm über den Völkermord an den europäischen Juden wurde 1986 im Forum der Berlinale gezeigt.


Wolfgang Kohlhaase Goldener Ehrenbär für das Lebenswerk 2010
Der Drehbuchautor und Regisseur Wolfgang Kohlhaase hat nicht nur das Filmschaffen der DEFA geprägt, sondern auch nach der Wende an einigen großartigen Filmen wie z.B. „Sommer vorm Balkon“ von Andreas Dresen (2004/05) mitgewirkt und auch für „Als wir träumten“ das Drehbuch geschrieben. Seine ersten Kinoerfolge hatte er, gemeinsam mit Gerhard Klein, mit Filmen wie „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1956/57) ZZF 19530. Das Leben in der geteilten und nun wieder vereinten Stadt Berlin durchzieht Kohlhaases Werk seither wie ein roter Faden. Eine zweite Konstante, die Beschäftigung mit dem deutschen Faschismus und seinen Folgen, führte ihn mit Konrad Wolf zusammen, mit dem er vier Filme realisierte. Bei Wolfs letzter Arbeit, „Solo Sunny“ (1978 – 80), der 1980 auf der Berlinale einen Silbernen Bären für die Beste Darstellerin (Renate Kräßner als Solo Sunny) gewann, war der Autor Kohlhaase erstmals auch Co-Regisseur ZZF 21677. Einem anderen Kohlhaase-Film, „Der Aufenthalt“ (Frank Beyer, 1982/83), blieb die Berlinale-Teilnahme seinerzeit verwehrt: nach einem Einspruch der polnischen Regierung zog die DDR den Film, der die Geschichte eines deutschen Soldaten in einem polnischen Gefängnis am Ende des Krieges erzählt, zurück.


Jiří Menzel Goldener Bär 1990
Diese absurde Komödie „Lerche am Faden“ nach einem Roman von Bohumil Hrabal, die nach ihrer Fertigstellung 1969 sofort verboten wurde, erhielt nach ihrer Erstaufführung 1990 im Rahmen der Berlinale den Goldenen Bären. Handlungsort ist der Schrottplatz eines Hüttenkombinats, der in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts als „Umerziehungslager“ für „bourgeoise Elemente“ und Feinde des Systems dient. Symbole bürgerlicher Werte, wie etwa ein Christuskreuz oder die Schreibmaschine eines Schriftstellers, werden zu Maschinen für den sozialistischen Aufbau umgeschmolzen. Ähnlich sollen die Menschen umgeformt werden, doch die erweisen sich als resistenter als Stahl. Wir haben das tschechische Original mit englischen Untertiteln im Bestand ZZF 20158.


Rainer Simon Goldener Bär 1985
Der einzige in der DDR hergestellte Film, der je einen Goldenen Bären gewann, ist „Die Frau und der Fremde“, den Rainer Simon nach einer Novelle von Leonhard Frank inszenierte ZZF 21673. Erzählt wird die Geschichte von Anna, Karl und Richard. Die beiden Männer befinden sich im letzten Kriegsjahr, 1918, in russischer Kriegsgefangenschaft. Richard erzählt Karl in dieser Zeit alles über seine Frau Anna. Als Karl durch einen Zufall allein aus der Gefangenschaft entfliehen und nach Deutschland zurückkehren kann, gibt er sich bei Anna als Richard aus. Obwohl Anna weiß, dass der Fremde nicht ihr Mann ist, nimmt sie ihn bei sich auf. Beide halten Richard für tot und verlieben sich ineinander. Am Ende des Kriegs kehrt auch Richard zurück. Doch Anna entscheidet sich für Karl, von dem sie ein Kind erwartet. Weil bereits kurz nach der Uraufführung Zweifel an der Gültigkeit der Verfilmungsrechte für die literarische Vorlage aufkamen, konnte der Film erst 2008 offiziell in die Kinos kommen.


Reinhard Hauff Goldener Bär 1986
Als Reinhard Hauff seinen Film „Stammheim“ auf der Berlinale vorstellte und den Goldenen Bären gewann, zog das einen Skandal nach sich. Die Jury-Präsidentin Gina Lollobrigida distanzierte sich öffentlich von der Auszeichnung des Films. Der kammerspielartige Gerichtsfilm über den Mordprozess gegen die führenden Mitglieder der RAF entstand auf Grundlage der Originalprotokolle der Gerichtsverhandlung von 1975 im Hochsicherheitsgefängnisses Stammheim nach einem Drehbuch des damaligen SPIEGEL-Chefredakteurs Stefan Aust. Gegner, die sich vorher nur bei Schießereien, Geiselnahmen oder der Flucht begegnet sind, stehen sich nun gegenüber: Die Terroristen auf der einen Seite und der Staat auf der anderen, repräsentiert in den Staatsanwälten und dem Richter, sind gezwungen, rein argumentativ miteinander zu ringen. Der Prozess wird zu einem Kampf, der 192 Tage dauert. Die Filmvorführung fand unter Polizeischutz statt, da es Morddrohungen gegen die Juroren gegeben hatte. Bei uns können Sie sich die dokumentarisch anmutende Rekonstruktion des Prozesses gleich zweimal ausleihen, unter ZZF 19891 oder ZZF 19897.


Deutschland im Herbst Besondere Anerkennung 1978
Der erste Kinofilm, der sich mit der Bundesrepublik in Zeiten des RAF-Terrors auseinandersetzt, ist der Kompilationsfilm „Deutschland im Herbst“. Unterstützt vom Filmverlag der Autoren und mit Alexander Kluge als Endredakteur ging es den elf beteiligten Regisseuren und Regisseurinnen u.a. darum, eine Gegenöffentlichkeit zu den offiziellen Medien herzustellen. So entstand der Film, der die Stimmung im Herbst 1977 reflektiert, in dem der Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer entführt und ermordet, ein Lufthansa-Jet wird von Palästinensern nach Mogadischu entführt wurde und im Hochsicherheitstrakt in Stammheim die RAF-Häftlinge Ensslin, Raspe und Baader starben, ohne Unterstützung von Fernsehsendern oder Filmförderungen und erlebte 1978 seine Uraufführung auf der Berlinale. Bei uns finden Sie dieses ungewöhnliche und spannende Zeitdokument unter ZZF 19890.


Hanna Schygulla Silberner Bär 1979, Goldenen Ehrenbär 2010
Einer der elf Regisseure von „Deutschland im Herbst“ war Rainer Werner Fassbinder. Nur ein Jahr später stellte er auf der Berlinale den ersten Film seiner BRD-Trilogie vor, die er mit „Lola“ und „Lili Marlen“ fortsetzen sollte. Schon in „Die Ehe der Maria Braun“ steht eine starke Frau im Mittelpunkt. Nachdem, nur einen Tag nach der Hochzeit mitten im Bombenhagel, Hermann Braun zurück an die Front muss, ist Maria auf sich allein gestellt. Nach dem Krieg erhält Maria die Botschaft vom Tod ihres Mannes, daraufhin beginnt sie zwar eine Liaison mit einem amerikanischen Soldaten, liebt ihn aber nicht. Als ihr Mann plötzlich auftaucht und beide in flagranti ertappt, kommt es zu einer Kurzschlusshandlung. Hermann kommt ins Gefängnis und Maria wird die Assistentin eines Industriellen, wodurch sie zu Wohlstand gelangt. An ihrer Liebe aber zu Hermann hält sie fest. Fassbinder erzählt diese Geschichte als unterkühltes Melodrama. Hanna Schygulla wurde für ihre Darstellung der Maria mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet, ein weiterer Silberner Bär ging an das gesamte Filmteam. Bei uns finden Sie den Film unter ZZF 18841. 2010 bekam die Schauspielerin den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk.