09/2017: DDR-Kinderzeitschriften

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Viele DDR-sozialisier­te Menschen können das Lied von Bummi, dem Bären aus dem Spiel­zeug­land wohl immer noch melodie­sicher vor sich hin brummen. Die gleich­namige Zeit­schrift hat mehrere Genera­tionen durch das Kinder­garten­alter begleitet, putzig, didaktisch und sozia­listisch. Im Februar ist der von der be­kann­ten Kinder­buch-Illustra­torin Inge­borg Meyer-Rey ent­worfene zottelige, dotter­gelbe Teddy­bär aus dem Spiel­zeug­land 60 Jahre alt ge­worden. Aus diesem An­lass wurde am Sonn­tag eine Ausstellung im Rochow-Museum Reckahn eröffnet, die sich erstmals der Zeit­schrift widmet, ihre poli­tischen und künstle­rische Rahmen­bedin­gungen beleuchtet, nach dem pädago­gischen Konzept und der ideolo­gischen Aus­richtung fragt, aber auch das um­fang­reiche Merchandising (auch wenn das zu DDR-Zeiten nicht so hieß) um den knuffigen Bären und seine Freunde vor­stellt. Für uns ist die Aus­stellung, die noch bis zum 10. Dezember 2017 zu sehen sein wird, Grund genug, auf Kinder- und Jugend­zeit­schriften aus der DDR hin­zu­weisen, die im Bestand der Biblio­thek sind. Kommen Sie stöbern und lernen Sie, wie sich die DDR für Kinder­augen präsentierte.

ABC-Zeitung (Z 590)
Die „ABC-Zeitung“ war die älteste DDR-Kinder­zeit­schrift, sie wurde 1946 ge­gründet und er­schien monat­lich für 30 Pfennig pro Ausgabe. Ziel­gruppe waren Jung­pioniere und Schüler*innen der 1. – 3. Klasse. Zu­nächst er­schien das Heft im Ver­lag Volk und Wissen unter der Heraus­geber­schaft von Kurt Egbert und Malla Naas. Später fungier­te es als Organ des Zentral­rates der FDJ im Ver­lag Junge Welt. Chef­redak­teur war damals der Schrift­steller Gerhard Holtz-Baumert. Seit den 1960er Jahren führ­ten zwei Kugel­männ­chen namens Rolli und Flitzi durch die Zeit­schrift, später ge­sell­te sich ein Knirps namens Schnapp dazu. Nach der Wende er­schien die ABC-Zeitung noch bis 1996 im Pabel-Moewig Verlag. Wir haben aus den Jahr­gängen 1988 bis 1990 einige Heft im Bestand.

Atze (Z 597)
Die Jugend­zeit­schrift „Atze“ er­schien von 1955 bis 1991 monat­lich für 20 Pfennig im Verlag Junge Welt. Heraus­ge­ge­ben vom Zentral­rat der FDJ, richte­te sie sich an die Thäl­mann­pioniere. Die Bilder­geschich­ten hatten oft politi­schen In­halt, so handel­ten sie unter an­derem von der Oktober­revolu­tion oder dem kommunistischen Wider­stand gegen den National­sozialis­mus. Seit 1958 er­schien außer­dem der un­politische Mäuse­comic „Fix und Fax“, der bei den Leser*innen großen An­klang fand. Wir haben bis auf wenige Lücken die Jahr­gänge 1983 bis 1990 von Atze im Be­stand.

Bummi (Z 584)
Die erste Aus­gabe von „Bummi“ erschien am 15. Februar 1957. Die anfangs monat­liche Erscheinungs­weise wechsel­te wenig später in eine Zwei­wöchige. Der Verlag Junge Welt vertrieb die Zeit­schrift zum Preis von 25 Pfennig für Kinder von drei bis sechs Jahren. Chef­redak­teurin war damals Ursula Werner-Böhnke. Sie schrieb auch den Text des Bummi-Liedes, das in den Musik­büchern der 2. Klassen er­schien und von Hans Naumilkat ver­tont wurde. Ge­schich­ten mit dem russi­schen Teddy Mischka thema­tisierten die deutsch-sowje­tische Freund­schaft kind­ge­recht, aber auch gutes Be­nehmen oder Verkehrs­sicherheit waren In­halt der bekann­ten Kinder­zeit­schrift. Seit 1991 er­scheint sie im Pabel-Moewig Ver­lag. Seit 2011 tritt der gelbe Bär im Kinder­fern­sehen KiKA in einer drei­minütigen Zeichen­trick­serie auf - in der Haupt­rolle ver­steht sich. Wir haben Hef­te aus den Jahren 1961, 1979, 1983 bis 1985 und 1987 bis 1990 im Be­stand.

FRÖSI (Z 591)
Die Zeit­schrift „FRÖSI“ erschien erstmals am 25. Juni 1953. Der Name steht für „Fröhlich sein und singen“, so lautet auch die Anfangs­zeile eines Pionier­liedes von Hand Naumilkat. Diese war zunächst der Zeit­schriften­titel, 1965 wurde die Kurz­form FRÖSI eingeführt. Die Zeit­schrift wurde vom Ver­lag Junge Welt im Auf­trag der Pionier­organisa­tion Ernst Thäl­mann zum Ver­kaufs­preis von 70 Pfennig publi­ziert. Trotz der politischen Aus­rich­tung, die sich u.a. in Propaganda­comics und Auf­rufen zum Sammeln von Sekundär­roh­stoffen äußer­te, entwickelte sich FRÖSI zu einer beliebten Kinder­zeit­schrift, was v.a. an den Comics lag. So klärte die Figur „Korbine Frücht­chen“ über Kräutern und Beeren auf, ließ sich der Herr Ali von seinem Hund Archibald (ge­zeichnet von Horst Alisch) an der Leine rum­führen und schipperte Käpt’n Lütt auf dem Wasser. Der allzu brave Jung­pionier Mäxchen (gezeichnet von Richard Hambach) tauch­te erst­mal 1953 auf, wur­de nie älter und bekam später den nicht ganz so ordent­lichen Spiel­gefähr­ten Tüte an die Sei­te ge­stellt. Wir haben neben einem Heft aus dem Jahr 1979 die Jahr­gänge 1983 bis 1988 fast lücken­los im Be­stand.

Mosaik (Z 583)
Die erste Aus­gabe der „Mosaik“ erschien am 23. Dezember 1955 im Ver­lag Neues Leben. 1960 über­nahm der Ver­lag Junge Welt die Heraus­gabe der Zeit­schrift. Sie ist mit 100.000 Exemplaren pro Aus­gabe und 40.000 Abonnenten immer noch die auf­lagen­stärkste Comic­zeitschrift in Deut­schland. Zu­nächst er­schien das Heft vierteljährlich, ab Juni 1957 monatlich. Die Comic­helden, an­fangs die „Digedags“ Dig und Dag, ab 1976 die Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax, erleben lehr­reiche Aben­teuer in 23 Jahr­hunder­ten Mensch­heits­geschichte. Er­finder der Figuren war der 2014 ver­stor­bene Hannes Hegen. Die Zeit­schrift wurde in ver­schiedene Sprachen über­setzt und er­schien unter anderem in den Nieder­landen, in Finn­land und Ungarn. Das Online-Nach­schlage­werk MosaPedia bietet ver­tiefende Infor­mationen über die Zeit­schrift und ihre Ge­schich­ten. Laut Mosaik-Verlag ist über die Hälf­te der Leser*innen in­zwischen älter als 30 Jahre (Stand 2009). Wir haben die Jahr­gänge 1983 bis 1990 fast lücken­los im Bestand.

Neues Leben (Z 598)
Das DDR-Jugend­magazin „Neues Leben“ wurde vom Zentral­rat der FDJ heraus­gege­ben. Ein Ziel der Heraus­geber*innen war, die politi­sche Bil­dung von Jugend­lichen ge­treu dem DDR-System, zu fördern. Tat­säch­lich aber ent­wickel­te sich die Zeit­schrift, die sich thema­tisch einer­seits mit Alltags­themen, aber auch mit Mode, Film und Musik be­schäftig­te zu einer Art „Bravo“ im DDR-Stil, inkl. einer Kolumne zur Sexual­auf­klärung, die zwar nicht von Dr. Sommer aber von Prof. Borr­mann ge­schrieben wurde. Nach der Wen­de wur­de das Maga­zin zu­nächst vom Pabel-Moewig Verlag über­nommen, aber An­fang 1992 eingestellt. Neben Einzel­heften aus den Jah­ren 1981, 1982 und 1983 haben wir die Jahr­gänge 1984 bis April 1990 fast lücken­los im Bestand.

Jugend und Technik (Z 582)
Die DDR-Jugend­zeit­schrift „Jugend und Technik“ erschien von 1953 bis 1991 monatlich im Ver­lag Junge Welt. In­halt waren Be­richte aus Wissen­schaft und Technik zu neuen Techno­logien, vor allem aus den sozialistischen Bruder­staaten. Auch Messe­berichte von den Leip­ziger Messen und der Messe der Meister von Morgen wur­den ve­röffent­licht. Neben Rätseln und Bastel­an­leitun­gen, gab es auch Buch­vor­stellungen. Be­sonders bemerkens­wert ist, dass ab 1987 fortlaufend in jeder Aus­gabe ein An­leitungs­teil für den Selbst­bau­computer Ju-Te-Computer ver­öffent­licht wurde. Nach Fertig­stellung des Grund­systems kamen regel­mäßig Er­weite­rungen, wie bei­spiels­weise ein EPROM-Programmiermodul und Speicher­erweiterungen hin­zu. Wir haben je ein Heft aus den Jahren 1965 und 1982, zwei aus dem Jahr 1983 und dann mit wenigen Lücken die Jahr­gänge 1984 bis 1990 im Bestand.

Technikus (Z 587)
„Technikus“ war eine populär­wissen­schaft­liche Monats-Zeit­schrift für Jugend­liche zwischen 10 und 16 Jahren, die von 1963 bis 1990 eben­falls im Ver­lag Junge Welt erschien. Es wurden neben haupt­sächlich natur­wissen­schaft­lichen Bei­trägen auch histo­rische Artikel, sowie Rätsel und Science-Fiction-Kurz­geschich­ten ab­gedruckt. Ab Juni 1965 er­schien in jedem Heft die „Mathe­knobelei des Monats“. Unser Bestand weist die Jahr­gänge 1983 bis 1990 fast lücken­los auf.
Weiterführende Literatur:
Die Kinder­zeitschriften in der DDR von 1946 bis 1960 (10 200)

(18.07.2017)