Zeitschichten und Pluritemporalität in der Geschichts‐ und Erinnerungskultur

Tagung
Datum: 13.10.2022 to 14.10.2022
Ort: Potsdam

Beginn: Donnerstag, 13. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Veranstalter:
Lab 2.2 „Geschichtskulturelle Eigenzeiten“ des Leibniz Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Konzeption: Achim Saupe, Koordinator des Leibniz Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“ am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)

Reinhart Kosellecks Zeitschichten‐Metapher hat vielfältige Inspirationen für eine in Räumen zu denkende Theorie Historischer Zeiten geliefert. Im Zuge einer florierenden Erinnerungskultur seit den 2000er Jahren hat sie darüber hinaus eine erstaunliche öffentliche Karriere hingelegt und verschiedene praktische Umsetzungen gefunden. Zunehmend finden sich archäologische Fenster in Innenstädten und Gedenkstätten, zeithistorische Archäologie verwandelt die jüngste Zeitgeschichte in einen Ausgrabungsort und verortet Erinnerungen und Ereignisse in tieferliegenden, verschütteten Schichten. In der Denkmalpflege präpariert man Zeitschichten heraus, um unterschiedliche Bau‐ und Nutzungsphasen sichtbar zu machen und zu erhalten. Historisierende Neubauten erhalten ihre Patina durch Spolien. Städte, Landschaften und Erinnerungsorte werden als pluri‐temporale Gefüge begriffen, in denen anhand verschiedener Zeitschichten unterschiedliche Epochen und politische Regime abgelesen werden.

Ziel der explorativen Tagung ist es, einen Austausch über unterschiedliche Temporalitätsmodi an und in geschichts‐ und erinnerungskulturellen Stätten, in Museen und Stadträumen zu fördern. Dabei geht es einerseits um eine kritische Historisierung der Zeitschichten‐Metapher und die mit ihr verbundenen praktischen Umsetzungen in der Public History. Gefragt werden soll, welche Rolle die Visualisierung und Ästhetisierung von Zeitschichten und multiplen Temporalitäten in früheren Epochen gespielt hat. Zu denken ist an Zeit‐Raumdarstellungen in den Künsten, die Tradition der Spolienarchitektur, ebenso wie an Museumsbauten, die etwa im Bereich der Naturkundemuseen des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Zeiten und Zeittheoreme veranschaulicht haben. Ein zentrales Anliegen ist es andererseits, das geschichtskulturelle Selbstverständnis und die politischen Konsequenzen aufzuzeigen und zu hinterfragen, die mit der zeiträumlichen „Tiefenhistorisierung“ des öffentlichen Raums einhergehen. Damit verbunden ist auch die Frage, ob die Sedimente‐Metapher der Überlagerung, des Bruchs und des Auseinanderklaffens von Zeitschichten heute bereits durch Konzepte wie „Chronoferenzen“, „Polychronien“ oder „Pluritemporalität“ abgelöst wurde – oder welches Potential diese Begriffe haben, Geschichte im öffentlichen Raum neu zu denken und neu zu zeigen.

Programm der Tagung

Donnerstag, 13.10.2022

13.00 Uhr
Begrüßung und Einleitung
Achim Saupe (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)

Theoretische Implikationen
Moderation: Achim Saupe

13.30‐15.45 Uhr
Ulrike Jureit (Hamburger Institut für Sozialforschung)
Erfahrungsschichten? Überlegungen zu einem metaphorischen Missverständnis

Achim Landwehr (Heinrich‐Heine‐Universität Düsseldorf)
Chronoferenzen. Zur vorläufigen Nachträglichkeit

Helmut Hühn (Friedrich‐Schiller‐Universität Jena)
Polychronien. Erkenntnispotentiale von Vielzeitigkeit

15.45‐16.15 | Pause

Museen
Moderation: Michael Farrenkopf

16.15‐17.45 Uhr
Stefanie Jovanovic‐Kruspel (Naturhistorisches Museum Wien)
Gebaute Historizität, dargestellte Evolution: Das Naturhistorische Museum Wien

Jutta Helbig (Museum für Naturkunde Berlin)
Naturgeschichte ohne Dramaturgie: Museum für Naturkunde Berlin

18.00‐19.30 Uhr
Andreas Ludwig (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Geschichtsmuseen ‐ geplante, gebaute und erzählte Geschichte im Raum

Joachim Baur (Technische Universität Dortmund)
Zukünfte im Museum

20.00 Uhr | Abendessen
 

Freitag, 14. Oktober  2022

Städte und Landschaften
Moderation: Barbara Christophe

9.00‐11.15 Uhr
Christoph Bernhardt (Leibniz‐Institut für Regionalbezogene Sozialforschung Erkner)
Sedimente der Stadt. Eine transdisziplinäre Erkundung

Katja Stopka (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Erinnerungslandschaften der späten DDR. Ästhetische Auslotungen der Zeit im Raum des Sozialismus an Beispielen aus der bildenden Kunst, dem Film und der Literatur

Sabine Stach (Leibniz‐Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa Leipzig)
Spurensuchen und Begehungen. Navigation durch städtische Zeitschichten in mobilen Formaten

Audiowalk und Mittagsimbiss

Erinnerungsorte und Gedenkstätten
Moderation: Thomas Schaarschmidt (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)

14.00‐15.30 Uhr
Martin Sabrow (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Stein und Zeit. Potsdams Garnisonkirche und Kosellecks Zeitschichten

Axel Drecoll (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Oranienburg)
Zeitschichten und Zeitreisen. Überlegungen zu Präsentation und Rezeption von Geschichte in der Gedenkstätte Sachsenhausen

15.30‐16.00 Uhr
Abschlussdiskussion

Veranstaltungsort

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Großer Seminarraum
Am Neuen Markt 9d
14467 Potsdam

Anfahrt

Kontakt und Anmeldung

Die Tagung findet ausschließlich in Präsenz mit eingeschränkter Teilnehmer*innenzahl statt.
Anmeldung bitte online bis zum 10.10.2022 unter: https://eveeno.com/594217971

Kontakt:
Leon Waldmann
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
E-Mail: Leon.Waldmann [at] zzf-potsdam.de

Veranstaltungen

Zeitschichten und Pluritemporalität in der Geschichts‐ und Erinnerungskultur

Tagung
Datum: 13.10.2022 to 14.10.2022
Ort: Potsdam

Beginn: Donnerstag, 13. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Veranstalter:
Lab 2.2 „Geschichtskulturelle Eigenzeiten“ des Leibniz Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Konzeption: Achim Saupe, Koordinator des Leibniz Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“ am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)

Reinhart Kosellecks Zeitschichten‐Metapher hat vielfältige Inspirationen für eine in Räumen zu denkende Theorie Historischer Zeiten geliefert. Im Zuge einer florierenden Erinnerungskultur seit den 2000er Jahren hat sie darüber hinaus eine erstaunliche öffentliche Karriere hingelegt und verschiedene praktische Umsetzungen gefunden. Zunehmend finden sich archäologische Fenster in Innenstädten und Gedenkstätten, zeithistorische Archäologie verwandelt die jüngste Zeitgeschichte in einen Ausgrabungsort und verortet Erinnerungen und Ereignisse in tieferliegenden, verschütteten Schichten. In der Denkmalpflege präpariert man Zeitschichten heraus, um unterschiedliche Bau‐ und Nutzungsphasen sichtbar zu machen und zu erhalten. Historisierende Neubauten erhalten ihre Patina durch Spolien. Städte, Landschaften und Erinnerungsorte werden als pluri‐temporale Gefüge begriffen, in denen anhand verschiedener Zeitschichten unterschiedliche Epochen und politische Regime abgelesen werden.

Ziel der explorativen Tagung ist es, einen Austausch über unterschiedliche Temporalitätsmodi an und in geschichts‐ und erinnerungskulturellen Stätten, in Museen und Stadträumen zu fördern. Dabei geht es einerseits um eine kritische Historisierung der Zeitschichten‐Metapher und die mit ihr verbundenen praktischen Umsetzungen in der Public History. Gefragt werden soll, welche Rolle die Visualisierung und Ästhetisierung von Zeitschichten und multiplen Temporalitäten in früheren Epochen gespielt hat. Zu denken ist an Zeit‐Raumdarstellungen in den Künsten, die Tradition der Spolienarchitektur, ebenso wie an Museumsbauten, die etwa im Bereich der Naturkundemuseen des 19. Jahrhunderts unterschiedliche Zeiten und Zeittheoreme veranschaulicht haben. Ein zentrales Anliegen ist es andererseits, das geschichtskulturelle Selbstverständnis und die politischen Konsequenzen aufzuzeigen und zu hinterfragen, die mit der zeiträumlichen „Tiefenhistorisierung“ des öffentlichen Raums einhergehen. Damit verbunden ist auch die Frage, ob die Sedimente‐Metapher der Überlagerung, des Bruchs und des Auseinanderklaffens von Zeitschichten heute bereits durch Konzepte wie „Chronoferenzen“, „Polychronien“ oder „Pluritemporalität“ abgelöst wurde – oder welches Potential diese Begriffe haben, Geschichte im öffentlichen Raum neu zu denken und neu zu zeigen.

Programm der Tagung

Donnerstag, 13.10.2022

13.00 Uhr
Begrüßung und Einleitung
Achim Saupe (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)

Theoretische Implikationen
Moderation: Achim Saupe

13.30‐15.45 Uhr
Ulrike Jureit (Hamburger Institut für Sozialforschung)
Erfahrungsschichten? Überlegungen zu einem metaphorischen Missverständnis

Achim Landwehr (Heinrich‐Heine‐Universität Düsseldorf)
Chronoferenzen. Zur vorläufigen Nachträglichkeit

Helmut Hühn (Friedrich‐Schiller‐Universität Jena)
Polychronien. Erkenntnispotentiale von Vielzeitigkeit

15.45‐16.15 | Pause

Museen
Moderation: Michael Farrenkopf

16.15‐17.45 Uhr
Stefanie Jovanovic‐Kruspel (Naturhistorisches Museum Wien)
Gebaute Historizität, dargestellte Evolution: Das Naturhistorische Museum Wien

Jutta Helbig (Museum für Naturkunde Berlin)
Naturgeschichte ohne Dramaturgie: Museum für Naturkunde Berlin

18.00‐19.30 Uhr
Andreas Ludwig (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Geschichtsmuseen ‐ geplante, gebaute und erzählte Geschichte im Raum

Joachim Baur (Technische Universität Dortmund)
Zukünfte im Museum

20.00 Uhr | Abendessen
 

Freitag, 14. Oktober  2022

Städte und Landschaften
Moderation: Barbara Christophe

9.00‐11.15 Uhr
Christoph Bernhardt (Leibniz‐Institut für Regionalbezogene Sozialforschung Erkner)
Sedimente der Stadt. Eine transdisziplinäre Erkundung

Katja Stopka (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Erinnerungslandschaften der späten DDR. Ästhetische Auslotungen der Zeit im Raum des Sozialismus an Beispielen aus der bildenden Kunst, dem Film und der Literatur

Sabine Stach (Leibniz‐Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa Leipzig)
Spurensuchen und Begehungen. Navigation durch städtische Zeitschichten in mobilen Formaten

Audiowalk und Mittagsimbiss

Erinnerungsorte und Gedenkstätten
Moderation: Thomas Schaarschmidt (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)

14.00‐15.30 Uhr
Martin Sabrow (Leibniz‐Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam)
Stein und Zeit. Potsdams Garnisonkirche und Kosellecks Zeitschichten

Axel Drecoll (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Oranienburg)
Zeitschichten und Zeitreisen. Überlegungen zu Präsentation und Rezeption von Geschichte in der Gedenkstätte Sachsenhausen

15.30‐16.00 Uhr
Abschlussdiskussion

Veranstaltungsort

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Großer Seminarraum
Am Neuen Markt 9d
14467 Potsdam

Anfahrt

Kontakt und Anmeldung

Die Tagung findet ausschließlich in Präsenz mit eingeschränkter Teilnehmer*innenzahl statt.
Anmeldung bitte online bis zum 10.10.2022 unter: https://eveeno.com/594217971

Kontakt:
Leon Waldmann
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
E-Mail: Leon.Waldmann [at] zzf-potsdam.de

Veranstaltungen