Julia Gül Erdogan schließt Promotion zu Hackerkulturen in der Bundesrepublik und DDR ab

06.06.2019

Julia Gül Erdogan hat am 5. Juni 2019 ihre Promotion an der Universität Potsdam zur „Avantgarde der Computernutzung. Hackerkulturen der Bundesrepublik und DDR“ mit magna cum laude abgeschlossen. In ihrer Arbeit ging Erdogan der Frage nach, welche Rolle den Sub- und Gegenkulturen in der Frühphase der privaten Computerisierung seit den späten 1970er-Jahren in den beiden deutschen Teilstaaten zukam. Den Gegenstand der Analyse stellten die Hacker als genuin mit der Computertechnologie verbundene Sozialfiguren dar, deren Interesse in der explorativen und nicht zweckgerichteten Erforschung von Anwendungsmöglichkeiten oder Verbesserung digitaler Technologie lag.

In Bezug auf die Praktiken von Computeramateuren der Bundesrepublik und DDR konnten in der Forschungsarbeit zahlreiche Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden. Der spielerisch-explorativen Aneignung der Technologie durch die Hacker kam eine zentrale Rolle in der Computerisierung zu. Durch das nicht zweckgerichtete Spiel wurden Anwendungsmöglichkeiten einer neuen, weitgehend unbekannten Technologie erschlossen, Chancen und Risiken verdeutlicht sowie Regeln einer kritischen Computernutzung entwickelt.

Dabei schufen Hacker in der Bundesrepublik und in der DDR Räume im Prozess der Computerisierung. Zum einen waren es Kontakträume – beispielsweise Clubs oder Kongresse – um Computernutzung erfahrbar zu machen. Hacker gestalteten zum anderen Handlungsräume. Sie vermochten es, die Computer, die oft als langweilige, entmenschlichende oder rationale Maschinen aufgefasst wurden, durch ihren spielerischen Umgang mit einer unterhaltsamen und kreativen Nutzung zu verbinden. Hierdurch verdeutlichten sie, dass die Computernutzung offen und somit auszugestalten sei. Nicht zuletzt konnten sie durch diesen Zugang und den gesellschaftlichen Anspruch einen Expertenstatus zugesprochen bekommen und sich in der Bundesrepublik zu einer Watchgroup einer digitalisierten Gesellschaft herausbilden.

Julia Gül Erdogan war mit Ihrem Dissertationsprojekt am ZZF in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ angesiedelt und wurde von Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF) betreut, Zweitgutachter war Prof. Dr. Fabian Lemmes (Ruhr-Universität Bochum). Julia Gül Erdogans Dissertationsthema ist eines von vier Teilprojekten des SAW-Projektes Aufbrüche in die digitale Gesellschaft. Computerisierung und soziale Ordnungen in der Bundesrepublik und der DDR, das im Rahmen des „Leibniz-Wettbewerb“ von 2014-2017 finanziert wurde (Leitung am ZZF: Direktor Professor Dr. Frank Bösch).

Seit Januar 2019 ist Julia Gül Erdogan Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Stuttgart und forscht in ihrem aktuellen Projekt zur Technik- und Kulturgeschichte des Gerätetauchens seit dem 19. Jahrhundert.

 

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Julia Gül Erdogan schließt Promotion zu Hackerkulturen in der Bundesrepublik und DDR ab

06.06.2019

Julia Gül Erdogan hat am 5. Juni 2019 ihre Promotion an der Universität Potsdam zur „Avantgarde der Computernutzung. Hackerkulturen der Bundesrepublik und DDR“ mit magna cum laude abgeschlossen. In ihrer Arbeit ging Erdogan der Frage nach, welche Rolle den Sub- und Gegenkulturen in der Frühphase der privaten Computerisierung seit den späten 1970er-Jahren in den beiden deutschen Teilstaaten zukam. Den Gegenstand der Analyse stellten die Hacker als genuin mit der Computertechnologie verbundene Sozialfiguren dar, deren Interesse in der explorativen und nicht zweckgerichteten Erforschung von Anwendungsmöglichkeiten oder Verbesserung digitaler Technologie lag.

In Bezug auf die Praktiken von Computeramateuren der Bundesrepublik und DDR konnten in der Forschungsarbeit zahlreiche Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden. Der spielerisch-explorativen Aneignung der Technologie durch die Hacker kam eine zentrale Rolle in der Computerisierung zu. Durch das nicht zweckgerichtete Spiel wurden Anwendungsmöglichkeiten einer neuen, weitgehend unbekannten Technologie erschlossen, Chancen und Risiken verdeutlicht sowie Regeln einer kritischen Computernutzung entwickelt.

Dabei schufen Hacker in der Bundesrepublik und in der DDR Räume im Prozess der Computerisierung. Zum einen waren es Kontakträume – beispielsweise Clubs oder Kongresse – um Computernutzung erfahrbar zu machen. Hacker gestalteten zum anderen Handlungsräume. Sie vermochten es, die Computer, die oft als langweilige, entmenschlichende oder rationale Maschinen aufgefasst wurden, durch ihren spielerischen Umgang mit einer unterhaltsamen und kreativen Nutzung zu verbinden. Hierdurch verdeutlichten sie, dass die Computernutzung offen und somit auszugestalten sei. Nicht zuletzt konnten sie durch diesen Zugang und den gesellschaftlichen Anspruch einen Expertenstatus zugesprochen bekommen und sich in der Bundesrepublik zu einer Watchgroup einer digitalisierten Gesellschaft herausbilden.

Julia Gül Erdogan war mit Ihrem Dissertationsprojekt am ZZF in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ angesiedelt und wurde von Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF) betreut, Zweitgutachter war Prof. Dr. Fabian Lemmes (Ruhr-Universität Bochum). Julia Gül Erdogans Dissertationsthema ist eines von vier Teilprojekten des SAW-Projektes Aufbrüche in die digitale Gesellschaft. Computerisierung und soziale Ordnungen in der Bundesrepublik und der DDR, das im Rahmen des „Leibniz-Wettbewerb“ von 2014-2017 finanziert wurde (Leitung am ZZF: Direktor Professor Dr. Frank Bösch).

Seit Januar 2019 ist Julia Gül Erdogan Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Stuttgart und forscht in ihrem aktuellen Projekt zur Technik- und Kulturgeschichte des Gerätetauchens seit dem 19. Jahrhundert.

 

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