Hilde Thurnwald

Gegenwartsprobleme Berliner Familien. Eine soziologische Untersuchung an 498 Familien. 1946/47. Neu herausgegeben von Andreas Ludwig

Buchcover, Hilde Thurnwald, Gegenwartsprobleme Berliner Familien. Neu herausgegeben von Andreas Ludwig, 2024

Hilde Thurnwalds Familienstudie ist ein anregender Text und eine außerordentlich aufschlussreiche historische Quelle: Zum einen stellt sie eine detaillierte und differenzierte Untersuchung der sozialen Lage der Berliner Bevölkerung in den ersten zwei Nachkriegsjahren dar, zum anderen den Horizont der Interpretation, indem sie auf Fragen des Zusammenhalts fokussiert. Hier ist besonders auffallend, als wie stark sich die stabilisierende Rolle der Frauen darstellt und wie zugleich die (erhoffte?) Rolle der Religion als moralischer Kompass in den Vordergrund tritt. Befunde und Positionierungen sind also gleichermaßen vorhanden und zeigen deutlich die aus den Fugen geratene Nachkriegsgesellschaft sowie zugleich die Hoffnung Hilde Thurnwalds auf eine künftige positive Entwicklung, vielleicht deutlicher gesagt die Rekonstruktion gesellschaftlicher Stabilität mittels traditioneller sozialer Institutionen: der Familie und der Kirchen. Und schließlich ist Thurnwalds Studie ein Dokument des Bemühens der amerikanischen Militärregierung um einen demokratischen Neuaufbau, dem sie mit Untersuchungen über Mentalität und soziale Lage der Bevölkerung in ihrer Besatzungszone eine empirische Grundlage geben wollte.
Über die Kontexte dieser 1948 erschienenen Untersuchung, die hier neu vorgelegt wird, informiert eine Einführung von Andreas Ludwig.

Wir lesen Thurnwalds „Gegenwartsprobleme“ als ein Zeitdokument der Lebensumstände, die mit dem Ende der Berliner Blockade 1949 überwunden schienen. Doch finden sich hier Befunde über langfristige strukturelle Probleme der Stadt, insbesondere West-Berlins, man denke an den Verlust der Funktionseliten aus Wirtschaft und Verwaltungen oder an die Überalterung der Bevölkerung, die letztlich bis zum Fall der Berliner Mauer andauerten.

Der Herausgeber, Dr. Andreas Ludwig, forschte am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Projekt "Zetgeschichte der Dinge" und ist seit 2021 assoziierter Wissenschaftler am ZZF in Abt. III: Medien- und Informationsgesellschaft.


Ort: Hildesheim
Jahr: 2024
Verlag: Weidmannsche Verlagsbuchhandlung
Seiten: 388
ISBN: 978-3-615-00462-5
Publikationen
Hilde Thurnwald

Gegenwartsprobleme Berliner Familien. Eine soziologische Untersuchung an 498 Familien. 1946/47. Neu herausgegeben von Andreas Ludwig

Buchcover, Hilde Thurnwald, Gegenwartsprobleme Berliner Familien. Neu herausgegeben von Andreas Ludwig, 2024

Hilde Thurnwalds Familienstudie ist ein anregender Text und eine außerordentlich aufschlussreiche historische Quelle: Zum einen stellt sie eine detaillierte und differenzierte Untersuchung der sozialen Lage der Berliner Bevölkerung in den ersten zwei Nachkriegsjahren dar, zum anderen den Horizont der Interpretation, indem sie auf Fragen des Zusammenhalts fokussiert. Hier ist besonders auffallend, als wie stark sich die stabilisierende Rolle der Frauen darstellt und wie zugleich die (erhoffte?) Rolle der Religion als moralischer Kompass in den Vordergrund tritt. Befunde und Positionierungen sind also gleichermaßen vorhanden und zeigen deutlich die aus den Fugen geratene Nachkriegsgesellschaft sowie zugleich die Hoffnung Hilde Thurnwalds auf eine künftige positive Entwicklung, vielleicht deutlicher gesagt die Rekonstruktion gesellschaftlicher Stabilität mittels traditioneller sozialer Institutionen: der Familie und der Kirchen. Und schließlich ist Thurnwalds Studie ein Dokument des Bemühens der amerikanischen Militärregierung um einen demokratischen Neuaufbau, dem sie mit Untersuchungen über Mentalität und soziale Lage der Bevölkerung in ihrer Besatzungszone eine empirische Grundlage geben wollte.
Über die Kontexte dieser 1948 erschienenen Untersuchung, die hier neu vorgelegt wird, informiert eine Einführung von Andreas Ludwig.

Wir lesen Thurnwalds „Gegenwartsprobleme“ als ein Zeitdokument der Lebensumstände, die mit dem Ende der Berliner Blockade 1949 überwunden schienen. Doch finden sich hier Befunde über langfristige strukturelle Probleme der Stadt, insbesondere West-Berlins, man denke an den Verlust der Funktionseliten aus Wirtschaft und Verwaltungen oder an die Überalterung der Bevölkerung, die letztlich bis zum Fall der Berliner Mauer andauerten.

Der Herausgeber, Dr. Andreas Ludwig, forschte am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Projekt "Zetgeschichte der Dinge" und ist seit 2021 assoziierter Wissenschaftler am ZZF in Abt. III: Medien- und Informationsgesellschaft.


Ort: Hildesheim
Jahr: 2024
Verlag: Weidmannsche Verlagsbuchhandlung
Seiten: 388
ISBN: 978-3-615-00462-5
Publikationen