Andreas Nachama: Die Entwicklung der NSDAP von einer völkischen Bewegung zu einer modernen Volkspartei

Öffentliche Abendveranstaltung
Datum: 13.05.2019
Ort: Berlin

Zeit: 18.15 – 19.45 Uhr

Referent: Andreas Nachama (Berlin)

Die NSDAP, in der Weimarer Republik gegründet, war zunächst eine völkische Bewegung unter vielen anderen. Nach dem missglückten Putschversuch in München vom 9. November 1923 wurde sie noch im November reichsweit verboten. Im Februar 1925 wurde die Partei neu gegründet. Schon bei den Reichstagswahlen 1928 wurde die NSDAP zu einer zwar kleinen, aber doch wahrnehmbaren Kraft mit 12 Sitzen. Die meisten Parteien in der Weimarer Republik waren „ein-Punkte-Parteien“, die eine Klientelpolitik für ihre Zielgruppe machten. Die NSDAP hingegen entwickelte schnell Strategien und Organisationsformen, die weit über eine genau definierte Zielgruppe hinausgingen. Sie adaptierte für ihre Kampagnen modernste technische Mittler und Errungenschaften mit einer auf Adolf Hitler als Leitfigur zugeschnittenen Agitation. Dabei wurden in unterschiedlichsten Fachschaften auch untereinander widersprechende Ziele formuliert, die jedoch durch antidemokratische, antirepublikanische, nationale, soziale, in Teilen antikapitalistische und bedingungslos antisemitische Parolen miteinander verklammert wurden. Dadurch gelang es der NSDAP, verschiedenste Milieus zu erreichen, ohne dass es auffiel, dass einzelne Programmpunkte oder Agitationspunkte einander widersprachen. Der Vortrag versucht, diese hier erstmals in der deutschen Parteiengeschichte auftretende Organisationsform darzustellen, die dann später einerseits in die „Volksgemeinschaft“, andererseits nach 1945 zum Typ der modernen Volkspartei führte.

Andreas Nachama, 1951 geboren, ist Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Von 2005 bis 2013 war er Gründungsdekan und Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance des Touro College Berlin. Seit 2000 ist er Rabbiner der Synagoge Sukkat Schalom, Berlin. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Werke zur Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus sowie zur jüdischen Geschichte, Religion und Kultur.
Martin Sabrow, 1954 geboren, ist Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des ZZF Potsdam.


Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Weimars Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik"

Fast drei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Vereinigung verdient die Weimarer Republik zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Entstehung neue Aufmerksamkeit. Die Ringvorlesung diskutiert die verpassten Chancen und die strukturellen Defizite, fragt aber auch nach langfristigen und womöglich bis heute anhaltenden Wirkungen der ersten deutschen Republik. Gegenüber einer Verengung des Blicks auf die vielbeschworenen „Weimarer Verhältnisse“ als Vorspiel zu den Ereignissen nach 1933 unternimmt die Ringvorlesung einen doppelten Perspektivwechsel: Einerseits fragt sie nach der Eigenart und dem Stellenwert der ersten deutschen Republik innerhalb der längeren Geschichte, andererseits sucht sie die Bedeutung der mit „Weimar“ verbundenen Kultur des Politischen für ihre Nachgeschichte bis in die Gegenwart zu erörtern.

Flyer mit allen Terminen der Reihe (pdf)

Veranstalter:

Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin 
Stiftung Topographie des Terrors Berlin
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

in Kooperation mit:

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Deutsches Historisches Museum Berlin


Weitere Termine der Reihe:

27.05.2019

Frank Bösch (Potsdam)
Sehnsucht nach Einheit: Weimars Erbe in der politischen Kultur der Bundesrepublik

(Bundesstiftung Aufarbeitung)

 

17.06.2019

Andreas Wirsching (München)
Weimar als politisches Argument

(Topographie des Terrors)

 

01.07.2019

Gerd Koenen (Frankfurt am Main)
Das Erbe der Spaltung. Die Linke in Ost und West zwischen Totalitarismus und Demokratie

(Bundesstiftung Aufarbeitung)

 

15.07.2019

Peter C. Caldwell (Houston)
Weimar Ausstellen. Die erste deutsche Republik und ihre Musealisierung

(Zeughauskino im DHM)

Veranstaltungsort

Zeughauskino im Deutsches Historischen Museum, Berlin
Unter den Linden 2
10117 Berlin

Kontakt und Anmeldung

Der Eintritt zu allen Vortragsterminen der Reihe ist frei und ohne Anmeldung möglich.

Veranstaltungen

Andreas Nachama: Die Entwicklung der NSDAP von einer völkischen Bewegung zu einer modernen Volkspartei

Öffentliche Abendveranstaltung
Datum: 13.05.2019
Ort: Berlin

Zeit: 18.15 – 19.45 Uhr

Referent: Andreas Nachama (Berlin)

Die NSDAP, in der Weimarer Republik gegründet, war zunächst eine völkische Bewegung unter vielen anderen. Nach dem missglückten Putschversuch in München vom 9. November 1923 wurde sie noch im November reichsweit verboten. Im Februar 1925 wurde die Partei neu gegründet. Schon bei den Reichstagswahlen 1928 wurde die NSDAP zu einer zwar kleinen, aber doch wahrnehmbaren Kraft mit 12 Sitzen. Die meisten Parteien in der Weimarer Republik waren „ein-Punkte-Parteien“, die eine Klientelpolitik für ihre Zielgruppe machten. Die NSDAP hingegen entwickelte schnell Strategien und Organisationsformen, die weit über eine genau definierte Zielgruppe hinausgingen. Sie adaptierte für ihre Kampagnen modernste technische Mittler und Errungenschaften mit einer auf Adolf Hitler als Leitfigur zugeschnittenen Agitation. Dabei wurden in unterschiedlichsten Fachschaften auch untereinander widersprechende Ziele formuliert, die jedoch durch antidemokratische, antirepublikanische, nationale, soziale, in Teilen antikapitalistische und bedingungslos antisemitische Parolen miteinander verklammert wurden. Dadurch gelang es der NSDAP, verschiedenste Milieus zu erreichen, ohne dass es auffiel, dass einzelne Programmpunkte oder Agitationspunkte einander widersprachen. Der Vortrag versucht, diese hier erstmals in der deutschen Parteiengeschichte auftretende Organisationsform darzustellen, die dann später einerseits in die „Volksgemeinschaft“, andererseits nach 1945 zum Typ der modernen Volkspartei führte.

Andreas Nachama, 1951 geboren, ist Direktor der Stiftung Topographie des Terrors. Von 2005 bis 2013 war er Gründungsdekan und Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance des Touro College Berlin. Seit 2000 ist er Rabbiner der Synagoge Sukkat Schalom, Berlin. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Werke zur Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus sowie zur jüdischen Geschichte, Religion und Kultur.
Martin Sabrow, 1954 geboren, ist Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des ZZF Potsdam.


Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Weimars Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik"

Fast drei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Vereinigung verdient die Weimarer Republik zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Entstehung neue Aufmerksamkeit. Die Ringvorlesung diskutiert die verpassten Chancen und die strukturellen Defizite, fragt aber auch nach langfristigen und womöglich bis heute anhaltenden Wirkungen der ersten deutschen Republik. Gegenüber einer Verengung des Blicks auf die vielbeschworenen „Weimarer Verhältnisse“ als Vorspiel zu den Ereignissen nach 1933 unternimmt die Ringvorlesung einen doppelten Perspektivwechsel: Einerseits fragt sie nach der Eigenart und dem Stellenwert der ersten deutschen Republik innerhalb der längeren Geschichte, andererseits sucht sie die Bedeutung der mit „Weimar“ verbundenen Kultur des Politischen für ihre Nachgeschichte bis in die Gegenwart zu erörtern.

Flyer mit allen Terminen der Reihe (pdf)

Veranstalter:

Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin 
Stiftung Topographie des Terrors Berlin
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

in Kooperation mit:

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Deutsches Historisches Museum Berlin


Weitere Termine der Reihe:

27.05.2019

Frank Bösch (Potsdam)
Sehnsucht nach Einheit: Weimars Erbe in der politischen Kultur der Bundesrepublik

(Bundesstiftung Aufarbeitung)

 

17.06.2019

Andreas Wirsching (München)
Weimar als politisches Argument

(Topographie des Terrors)

 

01.07.2019

Gerd Koenen (Frankfurt am Main)
Das Erbe der Spaltung. Die Linke in Ost und West zwischen Totalitarismus und Demokratie

(Bundesstiftung Aufarbeitung)

 

15.07.2019

Peter C. Caldwell (Houston)
Weimar Ausstellen. Die erste deutsche Republik und ihre Musealisierung

(Zeughauskino im DHM)

Veranstaltungsort

Zeughauskino im Deutsches Historischen Museum, Berlin
Unter den Linden 2
10117 Berlin

Kontakt und Anmeldung

Der Eintritt zu allen Vortragsterminen der Reihe ist frei und ohne Anmeldung möglich.

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