
Thomas Brodie
The University of Birmingham
E-Mail: t.o.brodie [at] bham.ac.uk
Projekt
Trauerkulturen in der Nachkriegszeit
Mein gegenwӓrtiges Projekt beschӓftigt sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit Verlust im Deutschen Reich wӓhrend des Zweiten Weltkriegs und der frühen Nachkriegszeit. Wie verstand die Kriegsgesellschaft die Bedeutung des Kriegstods und inwiefern waren entweder das NS-Regime oder die christlichen Kirchen in der Lage, diese Deutungsmuster zu kontrollieren? Trugen die steigenden Verluste im Laufe der Jahre 1939-1945 zu wachsendem Defӓitismus bei, oder konnten sie die Legitimitӓt des Krieges auch unterstützen? Und wie ӓnderten sich die gesellschaftlichen Deutungen des Kriegstods nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes während der langen 1950er Jahre in der Bundesrepublik und der DDR?
Durch die Analyse von Egodokumenten versucht dieses Projekt, die privaten und emotionalen Aspekte der Kriegsverluste zu beleuchten sowie die Grenzen der Kontrolle staatlicher Akteure über den individuellen und familiӓren Umgang mit Trauer zu analysieren. Für die Nachkriegszeit werden Literatur, Kunstwerke und Denkmӓler als Quellen herangezogen, um Spannungen zwischen den privaten und öffentlichen Trauerkulturen deutlich zu machen. Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Frage nach der Bedeutung von Geschlecht, Konfession, und sozialer Klasse im Trauerprozess, und der Versuch, das Thema ‚von unten‘ zu analysieren, jenseits der öffentlichen Bekundungen staatlicher Akteure im NS-Deutschland, der DDR und der BRD.