
Stefan Rindlisbacher
Schweizerischer Nationalfond (SNF), Postdoc-Mobility
E-Mail: stefan.rindlisbacher [at] mailbox.org
Projekt
Die ökologische Neue Rechte in Deutschland, Österreich und der Schweiz (1970-2000)
In der öffentlichen Wahrnehmung gelten die neuen Ökologiebewegungen, deren Einfluss seit den 1970er Jahren stetig zunahm, als politisch linke Bewegungen. Die Geschichtsforschung hat zwar darauf hingewiesen, dass vor allem bürgerlich-liberale und religiös-konservative Milieus die ersten Naturschutzanliegen lancierten. Weniger bekannt ist hingegen, dass auch rechtsextreme Akteure gegen Atomkraftwerke protestierten, strengere Wasser-, Luft- und Bodenschutzbestimmungen forderten und sich am Aufbau «grüner» Parteien beteiligten. Eine besondere, aber bisher kaum erforschte Rolle in den neuen Ökologiebewegungen spielten die sogenannten Neuen Rechten. Obwohl sie sich öffentlich vom Faschismus und Nationalsozialismus der Zeit vor 1945 distanzierten, propagierten diese Akteure aus dem rechtsextremen Spektrum weiterhin rassistische, antifeministische und teilweise antisemitische Anschauungen. Neu waren vor allem die Aktionsformen, mit denen sie einen gesellschaftlichen Wandel anstrebten. Anstatt sich an politischen Wahlen zu beteiligen oder gar einen gewalttätigen Umsturz anzustreben, versuchten sie mit Hilfe eigener Verlage, Bücher und Zeitschriften, der Durchführung von Tagungen und Kulturveranstaltungen oder der Beeinflussung der öffentlichen Medien das Sprechen über gesellschaftsrelevante Themen wie Migration, Nationalität, Sexualität oder Familie in ihrem Sinne zu beeinflussen. Inwiefern die Neuen Rechten diese Strategie auch innerhalb und als Teil der neuen Ökologiebewegungen verfolgten, um Natur- und Umweltschutzthemen mit rechtsextremer Bevölkerungs- und Identitätspolitik zu verknüpfen, soll in diesem Forschungsprojekt untersucht werden.
Vita:
Dr. Stefan Rindlisbacher ist während seines Gastaufenthalts am ZZF in Abteilung IV "Regime des Sozialen" (Projektverbund "Die radikale Rechte in Deutschland, 1945–2000") angebunden.
Er promovierte 2021 in Zeitgeschichte an der Universität Fribourg (Schweiz). Dort war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Departement für Zeitgeschichte tätig. In seiner Dissertation untersuchte er die Geschichte der Lebensreform in der Schweiz zwischen 1850 und 1950 (siehe dazu: www.lebensreform-zeitgeschichte.ch). Seit 2022 erforscht er im Rahmen eines zweijährigen Postdoc-Mobility-Stipendiums des Schweizerischen Nationalfonds die Geschichte der Neuen Rechten in den Ökologiebewegungen zwischen 1970 und 2000 (siehe dazu: https://data.snf.ch/grants/grant/206646).