Verlängerung CfP: Unsichere Verhältnisse. „Prekarität“ und „Prekarisierung“ in der Zeitgeschichte | 18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte

04.04.2023

Call for Papers

Unsichere Verhältnisse. „Prekarität“ und „Prekarisierung“ in der Zeitgeschichte

18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte

Veranstalter*innen: Lukas Doil, Antonia Gäbler, Till Goßmann, Simon Specht (alle ZZF Potsdam)

Ort: Potsdam
Vom-Bis: 23.-24.11.2023
Verlängerung der Deadline: 23.07.2023

Zum Call for Papers deutsch/englisch

Seit den 1990er-Jahren haben sich die Begriffe „Prekarität“ und „Prekarisierung” zur Beschreibung von wahrgenommener Unsicherheit und Verletzlichkeit etabliert. Ausgehend von Entwicklungen in der Arbeitswelt bezeichnen sie vor allem das Vordringen unsicherer Verhältnisse in bisher für sicher geglaubte Lebensbereiche.[1] „Prekarisierung” steht damit auch für eine diskursive Neuvermessung der sozialen Welt: Prekarität wird seit den 1970er Jahren zunehmend beklagt und sichtbar gemacht, aber gleichzeitig auch in die „westlichen“ Mehrheitsgesellschaften integriert und normalisiert.

Eine zeithistorische Aneignung des Prekarisierungsbegriffs und die Untersuchung der mit ihm verbundenen Prozesse kann Gelegenheit bieten, verschiedene Phänomene der Gegenwart in ihrer Vorgeschichte aufeinander zu beziehen und vergleichende Perspektiven zu entwickeln. Dieses Feld reicht von Arbeitsbeziehungen, Identitätsbehauptungen oder Regierungshandeln bis zu den Grundbedingungen des Forschungsprozesses selbst.[2] Beim 18. Doktorand*innenforum des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam möchten wir daher den Begriff „Prekarisierung“ zum Ausgangspunkt nehmen, um nach (Ko- )Produktionen und Wahrnehmungen von unsicheren Verhältnissen, Formen des Umgangs mit ihnen sowie ihren Auswirkungen auf die Betroffenen in der Zeitgeschichte zu fragen. Im Anschluss an breit angelegte Definitionen des Prekarisierungsbegriffs[3] sind die Beitragenden eingeladen, diesen nicht allein auf Arbeitsverhältnisse und Armutsgefährdung zu beziehen, sondern von ihm ausgehend zu untersuchen, wie Unsicherheit und Volatilität in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen produziert, normalisiert, wahrgenommen und bewältigt wurden. Gleichzeitig will das Potsdamer Doktorand*innenforum auch Raum für Diskussionen über den Nutzen von „Prekarisierung“ als analytischer Begriff für die Geschichtswissenschaft und für Historisierungen des damit verbundenen semantischen Feldes bieten. Besonders willkommen sind uns Beiträge, die die Prozesse der Prekarisierung in globaler Perspektive oder mit intersektionalem Blickwinkel zu fassen versuchen.

Die Beiträge können beispielsweise - aber nicht ausschließlich - folgende Gesichtspunkte behandeln:

  • Strategien und Praktiken des Umgangs mit und der Subjektivierung von Prekarität in verschiedenen Arenen und Systemen, auch jenseits von üblicherweise als prekär identifizierten Arbeitsverhältnissen
  • Lebensverhältnisse an den Rändern der „westlichen“ Wachstums- und Transformationsgesellschaften
  • Zivilgesellschaftliche, politische, mediale und wissenschaftliche Beobachtungen und Thematisierungen prekärer Verhältnisse
  • Globale Kontexte von Prekarität, (post-)migrantische und intersektionale Perspektiven, informelle Arbeit im globalen Süden, Zusammenhang von Prekarität und Globalisierung
  • Wer spricht für das „Prekariat“? Wie schreibt man eine (globale) Geschichte der Prekarität?
  • Prekarität und Zeit: Unsicherheit, Verletzlichkeit und Kurzfristigkeit als Erosion moderner Zeitregime? Prekarität als Gegenwartsdiagnose und Epochensignatur
  • Prekarität/Prekarisierung als analytischer Begriff
  • Historisierung des Begriffsfelds Prekär, Prekarisierung, Prekarität: Transfers, verwandte Begriffe, Verwissenschaftlichung und/oder Popularisierung

Beiträge zu Panels (ca. 20 Minuten, mit anschließender gemeinsamer Diskussion) können von Promovierenden der Geschichtswissenschaft sowie Masterabsolvent*innen, die ein Promotionsprojekt vorbereiten, und Promovierten, die ihre Promotion vor kurzem abgeschlossen haben, eingereicht werden. Referent*innen aus anderen Disziplinen sind ebenfalls herzlich willkommen, sofern ihre Beiträge einen Bezug zu geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen und/oder Methoden aufweisen. Beitragsvorschläge von maximal 400 Wörtern können zusammen mit einem tabellarischen Lebenslauf in einem Dokument bis zum 23.07.2023 an doktorandenforum [at] zzf-potsdam.de gesendet werden. Die Tagungssprache ist Deutsch; Beiträge können ebenfalls auf Englisch eingereicht und präsentiert werden.

Das 18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte wird am 23. und 24. November 2023 am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam stattfinden. Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.

Kontakt
Lukas Doil, Antonia Gäbler, Till Goßmann, Simon Specht
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
doktorandenforum [at] zzf-potsdam.de
 


[1] Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis in die Gegenwart, München 2009, S. 932f.
[2] Vgl. z.B. Robert Castel, Klaus Dörre (Hrsg.), Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2009; Mona Motakef, Prekarisierung, Bielefeld 2015. Amrei Bahr, Kristin Eichhorn, Sebastian Kubon, #IchbinHanna. Prekäre Wissenschaft in Deutschland, Berlin 2022.
[3] Vgl. z.B. Guy Standing, The Precariat. The New Dangerous Class, London 2011 oder Isabell Lorey, Die Regierung der Prekären, Wien 2012.
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Verlängerung CfP: Unsichere Verhältnisse. „Prekarität“ und „Prekarisierung“ in der Zeitgeschichte | 18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte

04.04.2023

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Unsichere Verhältnisse. „Prekarität“ und „Prekarisierung“ in der Zeitgeschichte

18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte

Veranstalter*innen: Lukas Doil, Antonia Gäbler, Till Goßmann, Simon Specht (alle ZZF Potsdam)

Ort: Potsdam
Vom-Bis: 23.-24.11.2023
Verlängerung der Deadline: 23.07.2023

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Seit den 1990er-Jahren haben sich die Begriffe „Prekarität“ und „Prekarisierung” zur Beschreibung von wahrgenommener Unsicherheit und Verletzlichkeit etabliert. Ausgehend von Entwicklungen in der Arbeitswelt bezeichnen sie vor allem das Vordringen unsicherer Verhältnisse in bisher für sicher geglaubte Lebensbereiche.[1] „Prekarisierung” steht damit auch für eine diskursive Neuvermessung der sozialen Welt: Prekarität wird seit den 1970er Jahren zunehmend beklagt und sichtbar gemacht, aber gleichzeitig auch in die „westlichen“ Mehrheitsgesellschaften integriert und normalisiert.

Eine zeithistorische Aneignung des Prekarisierungsbegriffs und die Untersuchung der mit ihm verbundenen Prozesse kann Gelegenheit bieten, verschiedene Phänomene der Gegenwart in ihrer Vorgeschichte aufeinander zu beziehen und vergleichende Perspektiven zu entwickeln. Dieses Feld reicht von Arbeitsbeziehungen, Identitätsbehauptungen oder Regierungshandeln bis zu den Grundbedingungen des Forschungsprozesses selbst.[2] Beim 18. Doktorand*innenforum des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam möchten wir daher den Begriff „Prekarisierung“ zum Ausgangspunkt nehmen, um nach (Ko- )Produktionen und Wahrnehmungen von unsicheren Verhältnissen, Formen des Umgangs mit ihnen sowie ihren Auswirkungen auf die Betroffenen in der Zeitgeschichte zu fragen. Im Anschluss an breit angelegte Definitionen des Prekarisierungsbegriffs[3] sind die Beitragenden eingeladen, diesen nicht allein auf Arbeitsverhältnisse und Armutsgefährdung zu beziehen, sondern von ihm ausgehend zu untersuchen, wie Unsicherheit und Volatilität in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen produziert, normalisiert, wahrgenommen und bewältigt wurden. Gleichzeitig will das Potsdamer Doktorand*innenforum auch Raum für Diskussionen über den Nutzen von „Prekarisierung“ als analytischer Begriff für die Geschichtswissenschaft und für Historisierungen des damit verbundenen semantischen Feldes bieten. Besonders willkommen sind uns Beiträge, die die Prozesse der Prekarisierung in globaler Perspektive oder mit intersektionalem Blickwinkel zu fassen versuchen.

Die Beiträge können beispielsweise - aber nicht ausschließlich - folgende Gesichtspunkte behandeln:

  • Strategien und Praktiken des Umgangs mit und der Subjektivierung von Prekarität in verschiedenen Arenen und Systemen, auch jenseits von üblicherweise als prekär identifizierten Arbeitsverhältnissen
  • Lebensverhältnisse an den Rändern der „westlichen“ Wachstums- und Transformationsgesellschaften
  • Zivilgesellschaftliche, politische, mediale und wissenschaftliche Beobachtungen und Thematisierungen prekärer Verhältnisse
  • Globale Kontexte von Prekarität, (post-)migrantische und intersektionale Perspektiven, informelle Arbeit im globalen Süden, Zusammenhang von Prekarität und Globalisierung
  • Wer spricht für das „Prekariat“? Wie schreibt man eine (globale) Geschichte der Prekarität?
  • Prekarität und Zeit: Unsicherheit, Verletzlichkeit und Kurzfristigkeit als Erosion moderner Zeitregime? Prekarität als Gegenwartsdiagnose und Epochensignatur
  • Prekarität/Prekarisierung als analytischer Begriff
  • Historisierung des Begriffsfelds Prekär, Prekarisierung, Prekarität: Transfers, verwandte Begriffe, Verwissenschaftlichung und/oder Popularisierung

Beiträge zu Panels (ca. 20 Minuten, mit anschließender gemeinsamer Diskussion) können von Promovierenden der Geschichtswissenschaft sowie Masterabsolvent*innen, die ein Promotionsprojekt vorbereiten, und Promovierten, die ihre Promotion vor kurzem abgeschlossen haben, eingereicht werden. Referent*innen aus anderen Disziplinen sind ebenfalls herzlich willkommen, sofern ihre Beiträge einen Bezug zu geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen und/oder Methoden aufweisen. Beitragsvorschläge von maximal 400 Wörtern können zusammen mit einem tabellarischen Lebenslauf in einem Dokument bis zum 23.07.2023 an doktorandenforum [at] zzf-potsdam.de gesendet werden. Die Tagungssprache ist Deutsch; Beiträge können ebenfalls auf Englisch eingereicht und präsentiert werden.

Das 18. Potsdamer Doktorand*innenforum zur Zeitgeschichte wird am 23. und 24. November 2023 am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam stattfinden. Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.

Kontakt
Lukas Doil, Antonia Gäbler, Till Goßmann, Simon Specht
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.
Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
doktorandenforum [at] zzf-potsdam.de
 


[1] Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis in die Gegenwart, München 2009, S. 932f.
[2] Vgl. z.B. Robert Castel, Klaus Dörre (Hrsg.), Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2009; Mona Motakef, Prekarisierung, Bielefeld 2015. Amrei Bahr, Kristin Eichhorn, Sebastian Kubon, #IchbinHanna. Prekäre Wissenschaft in Deutschland, Berlin 2022.
[3] Vgl. z.B. Guy Standing, The Precariat. The New Dangerous Class, London 2011 oder Isabell Lorey, Die Regierung der Prekären, Wien 2012.
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