Stefanie Palm schließt ihre Promotion zur „Medienpolitik des Bundesinnenministeriums nach dem Nationalsozialismus“ ab

02.12.2022

Stefanie Palm hat am 29. November 2022 ihre Dissertationsschrift „Fördern und Zensieren. Die Medienpolitik des Bundesinnenministerium nach dem Nationalsozialismus“ an der Universität Potsdam erfolgreich verteidigt. Erstbetreuer Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam) und Zweitbetreuer Prof. Dr. Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin) hoben den innovativen und ertragreichen Ansatz der Arbeit hervor, der neue Erkenntnisse zur „Elitenkontinuität, Behördenforschung, Mediengeschichte und politischen Geschichte der Ära Adenauer“ beschert.

Palm verklammert das bislang kaum erforschte medien- und kulturpolitische Handeln der Behörde mit den biographisch geprägten medialen und gesellschaftlichen Ordnungsgedanken der staatlichen Akteure in den 1950er- und 1960er-Jahren. Durch den gruppenbiographischen Ansatz lässt sie die Vergangenheiten und Mentalitäten des Personals des Bundesinnenministeriums (BMI) „sehr transparent und plastisch werden“, so die Gutachter. Die Analyse verdeutlicht das Beharrungsvermögen der ehemaligen NS- Funktionseliten über Systemgrenzen hinweg und ihre hohe Prägekraft für die politische Kultur der frühen Bundesrepublik. Als Faktoren staatlichen Handelns unterstreicht die Dissertation ministeriumsinterne und -externe Aushandlungsprozesse und kann damit den Blick auf Behörden als lediglich einheitlich denkend und handelnd aktualisieren. Der Zugriff auf die gelebte Verwaltungspraxis und -kultur des Hauses befördert den Blick auf die zweite und dritte Reihe des Personals im BMI, das über große Gestaltungs- und Handlungsmacht verfügte.

Palm arbeitet heraus, wie das Bundesinnenministerium beständig versuchte, eine plurale Medienöffentlichkeit einzuschränken, gerade bei Gesetzesvorhaben aber häufig an der öffentlichen Kritik scheiterte. Die Studie zeigt dadurch die sich überlagernde und gegenseitig bedingende Wechselbeziehung zwischen Staat und kritischer (Medien-)Öffentlichkeit. Palm hebt zudem hervor, dass Mediengeschichte noch stärker sicherheitsgeschichtlich zu begreifen ist. Im Konfliktfall stellten die Beamten des BMI Staatsschutzinteressen über Freiheitsrechte, etwa den Schutz von Presse- und Meinungsfreiheit. Die Ergebnisse der Analyse des medienpolitischen Verwaltungshandelns der mehrheitlich NS-belasteten Ministerialverwaltung unterstreichen somit die Fragilität der Nachkriegsdemokratie.

Die Dissertationsschrift soll als Buch im Herbst 2023 erscheinen.

Stefanie Palm forschte als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Forschungsgruppe zur Geschichte der Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin. Seit 2019 ist sie assoziierte Doktorandin der Abteilung III. Seit 2020 ist Palm Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und forscht zur Geschichte des deutschen Verkehrswesens.

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Stefanie Palm schließt ihre Promotion zur „Medienpolitik des Bundesinnenministeriums nach dem Nationalsozialismus“ ab

02.12.2022

Stefanie Palm hat am 29. November 2022 ihre Dissertationsschrift „Fördern und Zensieren. Die Medienpolitik des Bundesinnenministerium nach dem Nationalsozialismus“ an der Universität Potsdam erfolgreich verteidigt. Erstbetreuer Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam) und Zweitbetreuer Prof. Dr. Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin) hoben den innovativen und ertragreichen Ansatz der Arbeit hervor, der neue Erkenntnisse zur „Elitenkontinuität, Behördenforschung, Mediengeschichte und politischen Geschichte der Ära Adenauer“ beschert.

Palm verklammert das bislang kaum erforschte medien- und kulturpolitische Handeln der Behörde mit den biographisch geprägten medialen und gesellschaftlichen Ordnungsgedanken der staatlichen Akteure in den 1950er- und 1960er-Jahren. Durch den gruppenbiographischen Ansatz lässt sie die Vergangenheiten und Mentalitäten des Personals des Bundesinnenministeriums (BMI) „sehr transparent und plastisch werden“, so die Gutachter. Die Analyse verdeutlicht das Beharrungsvermögen der ehemaligen NS- Funktionseliten über Systemgrenzen hinweg und ihre hohe Prägekraft für die politische Kultur der frühen Bundesrepublik. Als Faktoren staatlichen Handelns unterstreicht die Dissertation ministeriumsinterne und -externe Aushandlungsprozesse und kann damit den Blick auf Behörden als lediglich einheitlich denkend und handelnd aktualisieren. Der Zugriff auf die gelebte Verwaltungspraxis und -kultur des Hauses befördert den Blick auf die zweite und dritte Reihe des Personals im BMI, das über große Gestaltungs- und Handlungsmacht verfügte.

Palm arbeitet heraus, wie das Bundesinnenministerium beständig versuchte, eine plurale Medienöffentlichkeit einzuschränken, gerade bei Gesetzesvorhaben aber häufig an der öffentlichen Kritik scheiterte. Die Studie zeigt dadurch die sich überlagernde und gegenseitig bedingende Wechselbeziehung zwischen Staat und kritischer (Medien-)Öffentlichkeit. Palm hebt zudem hervor, dass Mediengeschichte noch stärker sicherheitsgeschichtlich zu begreifen ist. Im Konfliktfall stellten die Beamten des BMI Staatsschutzinteressen über Freiheitsrechte, etwa den Schutz von Presse- und Meinungsfreiheit. Die Ergebnisse der Analyse des medienpolitischen Verwaltungshandelns der mehrheitlich NS-belasteten Ministerialverwaltung unterstreichen somit die Fragilität der Nachkriegsdemokratie.

Die Dissertationsschrift soll als Buch im Herbst 2023 erscheinen.

Stefanie Palm forschte als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Forschungsgruppe zur Geschichte der Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin. Seit 2019 ist sie assoziierte Doktorandin der Abteilung III. Seit 2020 ist Palm Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und forscht zur Geschichte des deutschen Verkehrswesens.

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