Sarah Graber Majchrzak schließt Dissertation mit der Gesamtnote „summa cum laude“ ab: Ihre Arbeit vergleicht die Gdańsker Leninwerft und die Bremer AG „Weser“

06.05.2019

Sarah Graber Majchrzak hat am 24. April 2019 ihre Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam mit der Gesamtnote „summa cum laude“ abgeschlossen. In ihrer Dissertation „Im gleichen Boot? Produktionsregime und Arbeitsproteste in der bundesdeutschen und polnischen Schiffbauindustrie in den 1970er Jahren“ vergleicht Graber Majchrzak mit der Gdańsker Leninwerft und der Bremer AG „Weser“ zwei Werften, die in den jeweiligen Wirtschaftsunionen (EWG und RGW) eine exponierte Stellung einnahmen. Dadurch gelingen der Autorin Einsichten in mitunter paradoxe Entwicklungen, die quer zu den üblichen Ost-West-Klischees liegen.

Die Studie bringt eine Reihe systemübergreifender Gemeinsamkeiten im Schiffbau in West und Ost zum Vorschein. So kann Graber Majchrzak nachweisen, dass sich die Ausrichtung der Produktionsregime beider Werften maßgeblich an einem fordistischen Modernisierungsparadigma orientierte. Zudem zeigt sie, dass die Entwicklung sowohl der AG „Weser“ als auch der Gdańsker Leninwerft in ähnlicher Weise von den Konstellationen auf dem Weltmarkt abhing. Die Strukturkrise Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre verstärkte in beiden Werften die bestehenden systembedingten Schwierigkeiten und verschärfte sowohl in Bremen als auch in Gdańsk die Arbeitsbedingungen. Beide Belegschaften reagierten mit massiven Protesten, die, so zeigt die Verfasserin, miteinander verbunden waren. Der Besetzungsstreik der polnischen Werftarbeiter- und Werftarbeiterinnen im August 1980, aus dem die Gewerkschaft Solidarność hervorging, inspirierte die Belegschaft der AG „Weser“, ihre Werft im September 1983 „nach polnischem Vorbild“ zu besetzen, um sich gegen die Schließung des Betriebes zur Wehr zu setzen.

Die Dissertation bietet erstmals eine transnational-vergleichende Mikrostudie zweier maßgeblicher Unternehmen eines für die Hochmoderne zentralen, jedoch nur selten thematisierten Industriezweiges über System- und Ländergrenzen hinweg. Darüber hinaus leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verflechtungs- und Beziehungsgeschichte des „Kalten Krieges“.

Die Promotionsarbeit war am ZZF Potsdam in der Abteilung IV „Regime des Sozialen“ angesiedelt und wurde von Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann und Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt betreut. Sarah Graber Majchrzak war zudem Mitarbeiterin am Forschungsprojekt: Shipbuilding and Shiprepaire workers around the World (1950-2010) des IISH Amsterdam, koordiniert durch Raquel Valera (Lisabon), Elise van Nederveen Meerkerk (Amsterdam) und Marcel van der Linden (Amsterdam).

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Sarah Graber Majchrzak schließt Dissertation mit der Gesamtnote „summa cum laude“ ab: Ihre Arbeit vergleicht die Gdańsker Leninwerft und die Bremer AG „Weser“

06.05.2019

Sarah Graber Majchrzak hat am 24. April 2019 ihre Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam mit der Gesamtnote „summa cum laude“ abgeschlossen. In ihrer Dissertation „Im gleichen Boot? Produktionsregime und Arbeitsproteste in der bundesdeutschen und polnischen Schiffbauindustrie in den 1970er Jahren“ vergleicht Graber Majchrzak mit der Gdańsker Leninwerft und der Bremer AG „Weser“ zwei Werften, die in den jeweiligen Wirtschaftsunionen (EWG und RGW) eine exponierte Stellung einnahmen. Dadurch gelingen der Autorin Einsichten in mitunter paradoxe Entwicklungen, die quer zu den üblichen Ost-West-Klischees liegen.

Die Studie bringt eine Reihe systemübergreifender Gemeinsamkeiten im Schiffbau in West und Ost zum Vorschein. So kann Graber Majchrzak nachweisen, dass sich die Ausrichtung der Produktionsregime beider Werften maßgeblich an einem fordistischen Modernisierungsparadigma orientierte. Zudem zeigt sie, dass die Entwicklung sowohl der AG „Weser“ als auch der Gdańsker Leninwerft in ähnlicher Weise von den Konstellationen auf dem Weltmarkt abhing. Die Strukturkrise Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre verstärkte in beiden Werften die bestehenden systembedingten Schwierigkeiten und verschärfte sowohl in Bremen als auch in Gdańsk die Arbeitsbedingungen. Beide Belegschaften reagierten mit massiven Protesten, die, so zeigt die Verfasserin, miteinander verbunden waren. Der Besetzungsstreik der polnischen Werftarbeiter- und Werftarbeiterinnen im August 1980, aus dem die Gewerkschaft Solidarność hervorging, inspirierte die Belegschaft der AG „Weser“, ihre Werft im September 1983 „nach polnischem Vorbild“ zu besetzen, um sich gegen die Schließung des Betriebes zur Wehr zu setzen.

Die Dissertation bietet erstmals eine transnational-vergleichende Mikrostudie zweier maßgeblicher Unternehmen eines für die Hochmoderne zentralen, jedoch nur selten thematisierten Industriezweiges über System- und Ländergrenzen hinweg. Darüber hinaus leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verflechtungs- und Beziehungsgeschichte des „Kalten Krieges“.

Die Promotionsarbeit war am ZZF Potsdam in der Abteilung IV „Regime des Sozialen“ angesiedelt und wurde von Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann und Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt betreut. Sarah Graber Majchrzak war zudem Mitarbeiterin am Forschungsprojekt: Shipbuilding and Shiprepaire workers around the World (1950-2010) des IISH Amsterdam, koordiniert durch Raquel Valera (Lisabon), Elise van Nederveen Meerkerk (Amsterdam) und Marcel van der Linden (Amsterdam).

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