Neue Studie präsentiert Ergebnisse der Historischen Kommission „Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR“

11.08.2021

Mehrfach in der Geschichte waren Psycholog:innen an staatlichem Unrecht beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat deshalb 2017 die Historische Kommission „Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR“ eingerichtet. Psycholog:innen und Historiker:innen haben unethische Praktiken der Psychologie in der DDR untersucht, unter anderem im Kontext der Überwachungs- und Verfolgungspraxis des Ministeriums für Staatssicherheit. Nun fasst ein Band die aktuellen Forschungsergebnisse zusammen.

Die beiden Herausgeber der Studie, Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker (Universität Zürich) und Dr. Jens Gieseke (ZZF), betonen in einem Interview, dass die missbräuchliche »Verwendung psychologischen Wissens« vor dem Hintergrund einer generellen »›Verwissenschaftlichung‹ des gesellschaftlichen Lebens« zu deuten sei und sich «keineswegs auf die DDR beschränkt«. Die beiden Experten wollen nicht bestätigen, dass die Psychologie in der DDR instrumentalisiert wurde, denn der »Begriff der ›Instrumentalisierung‹ enthält das verführerische Interpretationsangebot, die eigene Fachdisziplin als ›sauber‹« und »von externen politischen Mächten, wie der SED, für fremde Zwecke eingesetzt zu betrachten«. Stattdessen müsse nach der invididuellen Haltung gefragt werden und nach »Querverbindungen in den Repressions- und Sicherheitsapparat«. Die Arbeit des MfS sei jedoch zu weiten Teilen von einer »Mischung aus Standardlehrbuchstoff und kriminalistischer Laienpsychologie« geprägt gewesen. Vor allem habe die Geheimpolizei versucht, »individuelle Angriffspunkte zu finden, um den verfolgten Personen zu schaden«. Das Buch möchte auch für aktuelle und zukünftige Debatten einen Beitrag leisten: »Will man das historische Wissen über die Stasi produktiv machen, kommt es – so denken wir – darauf an, auch heute noch darüber zu reflektieren, welche Zwecke der Nutzung psychologischen Wissens aus welchem Grund als legitim gelten und welche nicht.«

Lesen Sie das ganze Interview

Bestellen Sie die Studie im Hogrefe-Verlag

Die Historische Kommission "Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR":

  • Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker, Universität Zürich (Vorsitz)
  • Prof. Dr. Wolfgang Frindte, Universität Jena
  • Dr. Jens Gieseke, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
  • PD Dr. Susanne Guski-Leinwand, Universität Jena
  • Dr. Holger Richter, St.-Marien-Krankenhaus Dresden
  • Prof. Dr. Hans-Peter Schmiedebach, Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • Ass.-Prof. Dr. Martin Wieser, Sigmund Freud Privatuniversität, Berlin
  • Prof. Dr. Uwe Wolfradt, Universität Halle
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Neue Studie präsentiert Ergebnisse der Historischen Kommission „Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR“

11.08.2021

Mehrfach in der Geschichte waren Psycholog:innen an staatlichem Unrecht beteiligt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat deshalb 2017 die Historische Kommission „Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR“ eingerichtet. Psycholog:innen und Historiker:innen haben unethische Praktiken der Psychologie in der DDR untersucht, unter anderem im Kontext der Überwachungs- und Verfolgungspraxis des Ministeriums für Staatssicherheit. Nun fasst ein Band die aktuellen Forschungsergebnisse zusammen.

Die beiden Herausgeber der Studie, Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker (Universität Zürich) und Dr. Jens Gieseke (ZZF), betonen in einem Interview, dass die missbräuchliche »Verwendung psychologischen Wissens« vor dem Hintergrund einer generellen »›Verwissenschaftlichung‹ des gesellschaftlichen Lebens« zu deuten sei und sich «keineswegs auf die DDR beschränkt«. Die beiden Experten wollen nicht bestätigen, dass die Psychologie in der DDR instrumentalisiert wurde, denn der »Begriff der ›Instrumentalisierung‹ enthält das verführerische Interpretationsangebot, die eigene Fachdisziplin als ›sauber‹« und »von externen politischen Mächten, wie der SED, für fremde Zwecke eingesetzt zu betrachten«. Stattdessen müsse nach der invididuellen Haltung gefragt werden und nach »Querverbindungen in den Repressions- und Sicherheitsapparat«. Die Arbeit des MfS sei jedoch zu weiten Teilen von einer »Mischung aus Standardlehrbuchstoff und kriminalistischer Laienpsychologie« geprägt gewesen. Vor allem habe die Geheimpolizei versucht, »individuelle Angriffspunkte zu finden, um den verfolgten Personen zu schaden«. Das Buch möchte auch für aktuelle und zukünftige Debatten einen Beitrag leisten: »Will man das historische Wissen über die Stasi produktiv machen, kommt es – so denken wir – darauf an, auch heute noch darüber zu reflektieren, welche Zwecke der Nutzung psychologischen Wissens aus welchem Grund als legitim gelten und welche nicht.«

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Die Historische Kommission "Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR":

  • Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker, Universität Zürich (Vorsitz)
  • Prof. Dr. Wolfgang Frindte, Universität Jena
  • Dr. Jens Gieseke, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
  • PD Dr. Susanne Guski-Leinwand, Universität Jena
  • Dr. Holger Richter, St.-Marien-Krankenhaus Dresden
  • Prof. Dr. Hans-Peter Schmiedebach, Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • Ass.-Prof. Dr. Martin Wieser, Sigmund Freud Privatuniversität, Berlin
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