Live-Stream: Thomas Lindenberger über »Totalitarismusforschung heute«

14.08.2020

Gemeinsam mit dem Förderverein des ZZF laden wir ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Lindenberger (Direktor des Hannah-Arendt-Instituts der Technischen Universität Dresden) über

»Totalitarismusforschung heute?
Betrachtungen im Zwielicht von postkommunistischer Transformation und ›sozialen‹ Medien
«

Datum: 3 September 2020
Beginn: 18 Uhr

Folgen Sie der Veranstaltung live unter: https://www.conf.dfn.de/stream/nr5hq5adhkd9v
Der Stream wird zu Beginn der Veranstaltung aktiviert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
 

Der Vortrag:

„Totalitarismus“ bedeutet immer beides: Analytisches Werkzeug zur systematischen Erforschung eines bestimmten Typus von Diktaturen im Zeitalter der Moderne, und zugleich Reflexion über die Gefahren, die der liberalen Demokratie westlichen Typs von innen her drohen, mit dem Ziel,  diese gegen ihre Gegner zu verteidigen. Das Verhältnis zwischen wissenschaftlichem Konzept und politischem Instrument war nie fixiert, sondern starken Veränderungen unterworfen. Als die ersten Antifaschisten und Exilanten in den zwanziger und dreißiger Jahren mit diesem Begriff zu arbeiten begannen, konnte von einem „antitotalitären Konsens“ noch keine Rede sein – der wurde dann für die westlichen Gesellschaften während der Hochzeit des Kalten Krieges zur Selbstverständlichkeit. Während der Periode der internationalen Entspannungspolitik verlor die Rede vom „Totalitarismus“ dort an Zugkraft, während sie in den Kreisen der Dissidenz im östlichen Europa zu einem Eckstein der Systemkritik avancierte.

Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs und der Befreiung von den kommunistischen Diktatoren entwickelte sich rasch ein unübersichtliches Gemenge des „Post-Totalitarismus“: In der internationalen Forschung stand der anfänglichen Wiederentdeckung des Konzepts seine kritische Überwindung gegenüber, zugleich konnte in der öffentlichen, außerwissenschaftlichen Diskussion über das Erbe von Nazismus und Kommunismus ein antitotalitärer“ Grundkonsens die unvermeidlich zu Tage tretenden Widersprüche und Konflikte moderieren, wenn nicht überdecken. Heute stellt sich angesichts des Aufstiegs antidemokratischer Bewegungen in Ost und West und des durch „soziale“ Medien beschleunigten Zerfalls politischer Öffentlichkeiten die Frage, wie zeitgemäß „Totalitarismusforschung“  noch – oder wieder – ist.

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Live-Stream: Thomas Lindenberger über »Totalitarismusforschung heute«

14.08.2020

Gemeinsam mit dem Förderverein des ZZF laden wir ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Lindenberger (Direktor des Hannah-Arendt-Instituts der Technischen Universität Dresden) über

»Totalitarismusforschung heute?
Betrachtungen im Zwielicht von postkommunistischer Transformation und ›sozialen‹ Medien
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Datum: 3 September 2020
Beginn: 18 Uhr

Folgen Sie der Veranstaltung live unter: https://www.conf.dfn.de/stream/nr5hq5adhkd9v
Der Stream wird zu Beginn der Veranstaltung aktiviert. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
 

Der Vortrag:

„Totalitarismus“ bedeutet immer beides: Analytisches Werkzeug zur systematischen Erforschung eines bestimmten Typus von Diktaturen im Zeitalter der Moderne, und zugleich Reflexion über die Gefahren, die der liberalen Demokratie westlichen Typs von innen her drohen, mit dem Ziel,  diese gegen ihre Gegner zu verteidigen. Das Verhältnis zwischen wissenschaftlichem Konzept und politischem Instrument war nie fixiert, sondern starken Veränderungen unterworfen. Als die ersten Antifaschisten und Exilanten in den zwanziger und dreißiger Jahren mit diesem Begriff zu arbeiten begannen, konnte von einem „antitotalitären Konsens“ noch keine Rede sein – der wurde dann für die westlichen Gesellschaften während der Hochzeit des Kalten Krieges zur Selbstverständlichkeit. Während der Periode der internationalen Entspannungspolitik verlor die Rede vom „Totalitarismus“ dort an Zugkraft, während sie in den Kreisen der Dissidenz im östlichen Europa zu einem Eckstein der Systemkritik avancierte.

Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs und der Befreiung von den kommunistischen Diktatoren entwickelte sich rasch ein unübersichtliches Gemenge des „Post-Totalitarismus“: In der internationalen Forschung stand der anfänglichen Wiederentdeckung des Konzepts seine kritische Überwindung gegenüber, zugleich konnte in der öffentlichen, außerwissenschaftlichen Diskussion über das Erbe von Nazismus und Kommunismus ein antitotalitärer“ Grundkonsens die unvermeidlich zu Tage tretenden Widersprüche und Konflikte moderieren, wenn nicht überdecken. Heute stellt sich angesichts des Aufstiegs antidemokratischer Bewegungen in Ost und West und des durch „soziale“ Medien beschleunigten Zerfalls politischer Öffentlichkeiten die Frage, wie zeitgemäß „Totalitarismusforschung“  noch – oder wieder – ist.

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