
Jan-Henrik Meyer
University of Copenhagen, Copenhagen
E-Mail: j.h.meyer [at] hum.ku.dk
Projekt
Als Gastwissenschaftler in der Abteilung II, von Oktober 2016 bis Februar 2017, forscht Jan-Henrik Meyer - gefördert durch EU-Projekts HoNESt - "History of Nuclear Energy and Society" zur Kernkraft-Kontroverse in Dänemark im europäischen Kontext. Transnationale Beziehungen über die Ostsee und den Eisernen Vorhang sind hierbei von besonderem Interesse. Die dänische Anti-Atomkraft-Bewegung (OOA - Organisation für Atomkraftinformation) kooperierte nicht nur mit schwedischen Partnern gegen das Kernkraftwerk in Barsebäck, 20 km von Kopenhagen, sondern schickte nach Tschernobyl im Oktober 1986 eine Delegation nach Ost-Berlin, um mit der DDR-Regierung über das Atomkraftwerk in Greifswald, aber auch mit DDR-Umweltschützern zu sprechen (und Atomkraftgegnern in West-Berlin).
Eine Fallstudie über die große Energiediskussion der 1970er Jahre im Schatten der Ölkrise untersucht ein außergewöhnliches Beispiel von ergebnisoffener Debatte zum Thema Atomkraft. In einer staatlich finanzierten, aber zivilgesellschaftlich organisierten Debatte wurde das Für und Wider der Atomkraft in zahllosen kleineren und größeren Foren geführt, die letztlich zur überwiegenden Ablehnung der neue Energiequelle führte, aber auch zur Suche nach Alternativen. Dies begründete eine Vorreiterrolle bei der Energiewende. Wind und Sonne statt Kernkraft waren zunächst nur Visionen, deren technische Machbarkeit aber rasch erprobt wurde.
Während seines Forschungsaufenthalts am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam organisiert Jan-Henrik Meyer eine Konferenz in Zusammenarbeit mit der Böll-Stiftung Chernobyl - Turning point or Catalyst in Berlin (2.-3. Dezember 2016) sowie das Berlin-Brandenburger Colloquium für Umweltgeschichte an der Humboldt-Universität (zusammen mit Dr. Astrid Kirchhof).