Nationalisierung. Wie rechte Parteien das besetzte und geteilte Deutschland prägten

Beginn des Projektes: November 2021

Postdoc-Projekt
Teilprojekt des von der VW-Stiftung finanzierten Projekts „Die radikale Rechte in Deutschland, 1945-2000“

Einfluss und Impact rechter Parteien in Nachkriegsdeutschland waren viel größer als es in historischen Überblicken und aktuellen Debatten oft den Anschein hat. Im Westteil des Landes verfügten Rechtsparteien regelmäßig über genug Handlungsmacht (Agency), um an der Stabilisierung eines nationalistischen Milieus mitzuwirken, von dem aus sie operieren und bei Wahlen politische Achtungserfolge erziehlen konnten. Sie entfalteten aber auch Wirkungsmacht (Legacy), indem sie zum Beispiel rechtes Agenda-Setting betrieben oder bürgerlichen Bündnissen zu Mehrheiten verhalfen – auf kommunaler Ebene, in den Ländern und sogar im Bund. Auch im Osten existierte mit der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) eine rechte Blockpartei, die als (fast) stets loyaler Partner der SED viele Interessen ihrer „nationalen“ Klientel durchsetzen konnte.

In der alten Bundesrepublik ist die Normalisierung nationalistischer Programmatiken, Rhetoriken und Praktiken auch als „Renazifizierung“, „Restauration“, „Tendenzwende“ oder „Rechtsruck“ bezeichnet worden. In den westlichen Besatzungszonen und mit Blick auf die SBZ/DDR war eher von „neuem Nationalismus“ die Rede. Ich untersuche diese Prägungs- und Aneigungsprozesse, indem ich die in der Bundesrepublik, der DDR und im westlichen Ausland erschienene politik-, sozial- und geschichtswissenschaftliche Forschung zu rechten Parteien, die meist einen radikalismustheoretischen Ansatz verfolgte, als Quelle nutze und einer nationalismustheoretischen Relektüre unterziehe.

Historisierbar mache ich diese Prozesse mithilfe des Nationalisierungsbegriffs: So wie Liberalisierungsschübe bestimmte Bereiche einer Gesellschaft liberaler machen, wird ein Gemeinwesen durch Nationalisierung gebietsweise nationalistischer. Das Projekt knüpft hier an die historische Nationalismusforschung an, die Nationalisierungsschübe vor allem im 18. und 19. Jahrhundert untersucht hat, nicht im 20. und 21. Es nimmt aber auch Impulse aus der historischen Parteienforschung auf, die sich mit dem Phänomen des „Rechtsrucks“ bisher nur punktell anhand der Adenauer-CDU befasst hat, nicht aus der Perspektive der Rechten selbst. Außerdem baut das Projekt auf der historischen Rechtsextremisforschung auf, die ihren Fokus bislang auf die „nationale Opposition“ gerichtet, die Ursachen und Folgen der Regierungsbeteilung von Rechtsparteien jedoch noch kaum systematisch in den Blick genommen hat – zumal im Sonderfall der NDPD.

Zur Projektwebsite: https://projekt.radikale-rechte.de

Dr. Dominik Rigoll

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Tel.: 0331/74510-121
Fax: 0331/74510-143

E-Mail: rigoll [at] zzf-potsdam.de 

Forschung

Nationalisierung. Wie rechte Parteien das besetzte und geteilte Deutschland prägten

Beginn des Projektes: November 2021

Postdoc-Projekt
Teilprojekt des von der VW-Stiftung finanzierten Projekts „Die radikale Rechte in Deutschland, 1945-2000“

Einfluss und Impact rechter Parteien in Nachkriegsdeutschland waren viel größer als es in historischen Überblicken und aktuellen Debatten oft den Anschein hat. Im Westteil des Landes verfügten Rechtsparteien regelmäßig über genug Handlungsmacht (Agency), um an der Stabilisierung eines nationalistischen Milieus mitzuwirken, von dem aus sie operieren und bei Wahlen politische Achtungserfolge erziehlen konnten. Sie entfalteten aber auch Wirkungsmacht (Legacy), indem sie zum Beispiel rechtes Agenda-Setting betrieben oder bürgerlichen Bündnissen zu Mehrheiten verhalfen – auf kommunaler Ebene, in den Ländern und sogar im Bund. Auch im Osten existierte mit der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) eine rechte Blockpartei, die als (fast) stets loyaler Partner der SED viele Interessen ihrer „nationalen“ Klientel durchsetzen konnte.

In der alten Bundesrepublik ist die Normalisierung nationalistischer Programmatiken, Rhetoriken und Praktiken auch als „Renazifizierung“, „Restauration“, „Tendenzwende“ oder „Rechtsruck“ bezeichnet worden. In den westlichen Besatzungszonen und mit Blick auf die SBZ/DDR war eher von „neuem Nationalismus“ die Rede. Ich untersuche diese Prägungs- und Aneigungsprozesse, indem ich die in der Bundesrepublik, der DDR und im westlichen Ausland erschienene politik-, sozial- und geschichtswissenschaftliche Forschung zu rechten Parteien, die meist einen radikalismustheoretischen Ansatz verfolgte, als Quelle nutze und einer nationalismustheoretischen Relektüre unterziehe.

Historisierbar mache ich diese Prozesse mithilfe des Nationalisierungsbegriffs: So wie Liberalisierungsschübe bestimmte Bereiche einer Gesellschaft liberaler machen, wird ein Gemeinwesen durch Nationalisierung gebietsweise nationalistischer. Das Projekt knüpft hier an die historische Nationalismusforschung an, die Nationalisierungsschübe vor allem im 18. und 19. Jahrhundert untersucht hat, nicht im 20. und 21. Es nimmt aber auch Impulse aus der historischen Parteienforschung auf, die sich mit dem Phänomen des „Rechtsrucks“ bisher nur punktell anhand der Adenauer-CDU befasst hat, nicht aus der Perspektive der Rechten selbst. Außerdem baut das Projekt auf der historischen Rechtsextremisforschung auf, die ihren Fokus bislang auf die „nationale Opposition“ gerichtet, die Ursachen und Folgen der Regierungsbeteilung von Rechtsparteien jedoch noch kaum systematisch in den Blick genommen hat – zumal im Sonderfall der NDPD.

Zur Projektwebsite: https://projekt.radikale-rechte.de

Dr. Dominik Rigoll

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Tel.: 0331/74510-121
Fax: 0331/74510-143

E-Mail: rigoll [at] zzf-potsdam.de 

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