BBC für Umweltgeschichte im WS 2020/21: Celia Zoe Wicher (Berlin) ud Robert Groß (Innsbruck/Wien)

Online-Vorträge
Datum: 13.01.2021
Ort: Online

Zeit: 18-20 Uhr | Online

Vorträge von Celia Zoe Wicher (Berlin) und Robert Groß (Innsbruck/Wien) im Berlin-Brandenburger Colloquium (BBC) für Umweltgeschichte im Wintersemester 2020/21

Veranstalter des BBC für Umweltgeschichte:
Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)
Organisation: Dr. Jan-Henrik Meyer (ZZF Potsdam), Dr. Astrid M. Kirchhof (HU Berlin)

Celia Zoe Wicher (Berlin): Was ist „Wildnis“? Überlegungen am Beispiel der schottischen Highlands
Sprechen wir von „Wildnis“, so ruft das oftmals ganz bestimmte Bilder hervor: weite Landschaften und unberührte Berge schmücken Tourismus-Broschüren, es kommt ein Gefühl von Naturbelassenheit und Menschenleere auf. Bei genauerer Betrachtung erweisen sich diese Vorstellungen jedoch oftmals als trügerisch.
Der Vortrag Celia Zoe Wicher untersucht aus verschiedenen Perspektiven den Begriff der Wildnis als soziales Konstrukt. Hierbei soll deutlich werden, welche historischen Entwicklungen sowie Macht- bzw. Besitzstrukturen durch ein Narrativ der „Natürlichkeit“ und „Unberührtheit“ unsichtbar gemacht werden. Dies soll am Beispiel der schottischen Highlands illustriert werden. Es wird der Frage nachgegangen, anhand welcher Paradigma eine Landschaft als „natürlich“ beschrieben wird, welche spezifischen historischen Gegebenheiten in Schottland einer Vorstellung von „Menschenleere“ widersprechen und wie historische und aktuelle Besitzverhältnisse die Ausgestaltung der vermeintlich „wilden“ Landschaft maßgeblich beeinflussen.

Celia Zoe Wicher hat 2019 an der University of Edinburgh ihren Masterabschluss in „Global Environment, Politcs and Society“ erhalten. Zuvor studierte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin im Bachelor Geschichte und Philosophie.

 

Robert Groß (Innsbruck/Wien): Der Marshall Plan. Eine Bedingung der Möglichkeit der „Großen Beschleunigung“ in Westeuropa?
Der Marshall Plan (MP) (1948-1952) wurde in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen der Gesellschaft-Natur-Beziehungen umgesetzt, die eine neue Epoche einläuteten: die „Große Beschleunigung“. Diese Präsentation fokussiert auf westeuropäische Erdöl(infrastrukturen). US-amerikanische Ölkonzerne nutzten MP-Kredite, um Erdölraffinerien in Westeuropa auf- und auszubauen, billiges Rohöl aus dem Mittleren Osten zu raffinieren und Überschüsse zu exportieren. Gleichzeitig förderte der Marshall Plan den Absatz dieser Produkte. Im Rahmen von Produktivitätskampagnen wurden etwa die Traktorisierung der Landwirtschaft, die Automobilisierung von Mobilitätssystemen und der Aufbau der petrochemischen Industrien forciert. Koordiniert wurden diese Aktivitäten von der OEEC. Deren Funktion bestand zunächst in der Administration des MP. Bald planten die OEEC-Experten nicht nur die technologische Transformation der Industrien, sondern auch die Wirtschaftswachstumsziele. Gleichzeitig verfünffachte sich der er Anteil von Erdöl am westeuropäischen Energiemix zwischen 1939 und dem Ende der 1950er Jahre. Ob der MP eine erdölgetriebene „Große Beschleunigung“ in Westeuropa auslöste, bleibt kaum abschätzbar. Die umwelthistorische Analyse des MP kann aber zu einem historisch differenzierteren Bild der „Großen Beschleunigung“ jenseits bloßer quantitativer Wachstumskurven beitragen.

Robert Groß hat an der Universität Klagenfurt in Umweltgeschichte promoviert. In seiner Dissertation untersuchte er die Umweltgeschichte des Wintertourismus in Westösterreich von 1920-2010. Sein Buch mit dem Titel Die Beschleunigung der Berge ist im Januar 2019 im Boehlau Verlag erschienen. Derzeit arbeitet Groß als Postdoc-Assistent für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte am Institut für Geschichte und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Ökologie/Universität für Bodenkultur in Wien. Im Rahmen dessen arbeitet er an einem Habilitationsprojekt zur transnationalen Umweltgeschichte des Marshallplans.

Veranstaltungsort

Online

Kontakt und Anmeldung

Anmeldung:

Per E-Mail bei Jan-Henrik Meyer: meyer [at] zzf-potsdam.de
Angemeldete Interessenten erhalten rechtzeitig den Teilnahme-Link zugesandt.

Kontakt:
Dr. Jan-Henrik Meyer
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
E-Mail: meyer [at] zzf-potsdam.de

Dr. Astrid M. Kirchhof
Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: astrid.m.kirchhof [at] hu-berlin.de

Veranstaltungen

BBC für Umweltgeschichte im WS 2020/21: Celia Zoe Wicher (Berlin) ud Robert Groß (Innsbruck/Wien)

Online-Vorträge
Datum: 13.01.2021
Ort: Online

Zeit: 18-20 Uhr | Online

Vorträge von Celia Zoe Wicher (Berlin) und Robert Groß (Innsbruck/Wien) im Berlin-Brandenburger Colloquium (BBC) für Umweltgeschichte im Wintersemester 2020/21

Veranstalter des BBC für Umweltgeschichte:
Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF Potsdam)
Organisation: Dr. Jan-Henrik Meyer (ZZF Potsdam), Dr. Astrid M. Kirchhof (HU Berlin)

Celia Zoe Wicher (Berlin): Was ist „Wildnis“? Überlegungen am Beispiel der schottischen Highlands
Sprechen wir von „Wildnis“, so ruft das oftmals ganz bestimmte Bilder hervor: weite Landschaften und unberührte Berge schmücken Tourismus-Broschüren, es kommt ein Gefühl von Naturbelassenheit und Menschenleere auf. Bei genauerer Betrachtung erweisen sich diese Vorstellungen jedoch oftmals als trügerisch.
Der Vortrag Celia Zoe Wicher untersucht aus verschiedenen Perspektiven den Begriff der Wildnis als soziales Konstrukt. Hierbei soll deutlich werden, welche historischen Entwicklungen sowie Macht- bzw. Besitzstrukturen durch ein Narrativ der „Natürlichkeit“ und „Unberührtheit“ unsichtbar gemacht werden. Dies soll am Beispiel der schottischen Highlands illustriert werden. Es wird der Frage nachgegangen, anhand welcher Paradigma eine Landschaft als „natürlich“ beschrieben wird, welche spezifischen historischen Gegebenheiten in Schottland einer Vorstellung von „Menschenleere“ widersprechen und wie historische und aktuelle Besitzverhältnisse die Ausgestaltung der vermeintlich „wilden“ Landschaft maßgeblich beeinflussen.

Celia Zoe Wicher hat 2019 an der University of Edinburgh ihren Masterabschluss in „Global Environment, Politcs and Society“ erhalten. Zuvor studierte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin im Bachelor Geschichte und Philosophie.

 

Robert Groß (Innsbruck/Wien): Der Marshall Plan. Eine Bedingung der Möglichkeit der „Großen Beschleunigung“ in Westeuropa?
Der Marshall Plan (MP) (1948-1952) wurde in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen der Gesellschaft-Natur-Beziehungen umgesetzt, die eine neue Epoche einläuteten: die „Große Beschleunigung“. Diese Präsentation fokussiert auf westeuropäische Erdöl(infrastrukturen). US-amerikanische Ölkonzerne nutzten MP-Kredite, um Erdölraffinerien in Westeuropa auf- und auszubauen, billiges Rohöl aus dem Mittleren Osten zu raffinieren und Überschüsse zu exportieren. Gleichzeitig förderte der Marshall Plan den Absatz dieser Produkte. Im Rahmen von Produktivitätskampagnen wurden etwa die Traktorisierung der Landwirtschaft, die Automobilisierung von Mobilitätssystemen und der Aufbau der petrochemischen Industrien forciert. Koordiniert wurden diese Aktivitäten von der OEEC. Deren Funktion bestand zunächst in der Administration des MP. Bald planten die OEEC-Experten nicht nur die technologische Transformation der Industrien, sondern auch die Wirtschaftswachstumsziele. Gleichzeitig verfünffachte sich der er Anteil von Erdöl am westeuropäischen Energiemix zwischen 1939 und dem Ende der 1950er Jahre. Ob der MP eine erdölgetriebene „Große Beschleunigung“ in Westeuropa auslöste, bleibt kaum abschätzbar. Die umwelthistorische Analyse des MP kann aber zu einem historisch differenzierteren Bild der „Großen Beschleunigung“ jenseits bloßer quantitativer Wachstumskurven beitragen.

Robert Groß hat an der Universität Klagenfurt in Umweltgeschichte promoviert. In seiner Dissertation untersuchte er die Umweltgeschichte des Wintertourismus in Westösterreich von 1920-2010. Sein Buch mit dem Titel Die Beschleunigung der Berge ist im Januar 2019 im Boehlau Verlag erschienen. Derzeit arbeitet Groß als Postdoc-Assistent für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte am Institut für Geschichte und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziale Ökologie/Universität für Bodenkultur in Wien. Im Rahmen dessen arbeitet er an einem Habilitationsprojekt zur transnationalen Umweltgeschichte des Marshallplans.

Veranstaltungsort

Online

Kontakt und Anmeldung

Anmeldung:

Per E-Mail bei Jan-Henrik Meyer: meyer [at] zzf-potsdam.de
Angemeldete Interessenten erhalten rechtzeitig den Teilnahme-Link zugesandt.

Kontakt:
Dr. Jan-Henrik Meyer
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam
E-Mail: meyer [at] zzf-potsdam.de

Dr. Astrid M. Kirchhof
Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: astrid.m.kirchhof [at] hu-berlin.de

Veranstaltungen