Werkstattausstellung "Zwischen den Fronten" in der Gedenkstätte Lindenstraße eröffnet

18.07.2019

1952 verurteilte ein Sowjetisches Militärtribunal im Gefängnis Lindenstraße 54/55 sieben junge Frauen und Männer aus Werder (Havel) zum Tode. Weitere mussten Haftstrafen in Höhe von zehn bis 25 Jahren absitzen. Der Vorwurf: Die Schüler*innen, Student*innen und Lehrlinge sollen in der DDR Spionage betrieben haben. Sie hatten aus Protest gegen die sowjetische Besatzungsmacht und die SED Flugblätter verteilt – mit Unterstützung von westlichen Organisationen, die sie nicht über Risiko und Gefahr der Aktionen aufgeklärt hatten.

67 Jahre später widmet sich die Werkstattausstellung „Zwischen den Fronten – Jugend, Protest und Spionage in Werder (Havel) 1949 - 1953“ in der Gedenkstätte Lindenstraße den Geschichten hinter den Verurteilungen und beleuchtet dazu vier Biografien. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden des Studiengangs „Public History“, den die Freie Universität Berlin (FU) und das ZZF gemeinsam anbieten.

Zur Eröffnung am 11. Juli kamen über 100 Besucher*innen in die Gedenkstätte, darunter auch jene vier Zeitzeug*innen, deren Biografien in „Zwischen den Fronten“ beleuchtet werden. Nach einer Begrüßung von Uta Gerlant (Leiterin der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße) richteten Dr. Hanno Hochmuth (ZZF), Rainer Potratz (Referent bei der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur) und Kuratorin Amélie zu Eulenburg Grußworte an die Gäste. Untermalt wurde der Abend von Andreas Weise am E-Piano und Silvio Dalla Torre am Kontrabass, die unter anderem ein Stück von Johann Sebastian Bach spielten.

Die Arbeit an „Zwischen den Fronten“ dauerte ganze zehn Monate, verriet Kuratorin Amélie zu Eulenburg am Eröffnungsabend. Schwierigkeiten bei der Recherche bereitete vor allem die Arbeit mit den Zeitzeug*innen. „Spät im Alter können Traumata auftreten, die vielleicht ein ganzes Leben lang nicht da waren. Einige der Zeitzeugen haben sich während der Recherchen von uns verabschiedet und wollten mit dem Projekt nichts mehr zu tun haben. Die Verletzungen und Traumata durch die Haft waren zu groß“, so Eulenburg. Die Entscheidung, sich auf wenige Zeitzeug*innen zu beschränken, sei aber kein Nachteil, sagt Amélie zu Eulenberg: „Mit diesen vier Biografien können wir die Geschichte gut beleuchten.“

Für die Konzeption von „Zwischen den Fronten“ waren die „Public History“-Student*innen der Freien Universität zuständig, die am Abend der Eröffnung das Ergebnis ihrer Arbeit bestaunen konnten. Alle Studentinnen und Studenten hatten ein eigenes Konzept für die Ausstellung geschrieben. Später sind ihre Ideen dann zu einem gemeinsamen Konzept zusammengetragen worden. Neben Texttafeln kann in der Ausstellung unter anderem ein aufgezeichnetes Video-Interview angesehen werden. Zudem sind die Besucher*innen aufgerufen, ein eigenes Flugblatt an einer historischen Schreibmaschine anzufertigen und dieses an einer Wand in der Ausstellung anzubringen.

„Zwischen den Fronten“ ist bis zum 29. September in der Gedenkstätte Lindenstraße zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung unter: https://www.gedenkstaette-lindenstrasse.de/veranstaltungen-ausstellungen/sonderausstellungen/zwischen-den-fronten/
 

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Werkstattausstellung "Zwischen den Fronten" in der Gedenkstätte Lindenstraße eröffnet

18.07.2019

1952 verurteilte ein Sowjetisches Militärtribunal im Gefängnis Lindenstraße 54/55 sieben junge Frauen und Männer aus Werder (Havel) zum Tode. Weitere mussten Haftstrafen in Höhe von zehn bis 25 Jahren absitzen. Der Vorwurf: Die Schüler*innen, Student*innen und Lehrlinge sollen in der DDR Spionage betrieben haben. Sie hatten aus Protest gegen die sowjetische Besatzungsmacht und die SED Flugblätter verteilt – mit Unterstützung von westlichen Organisationen, die sie nicht über Risiko und Gefahr der Aktionen aufgeklärt hatten.

67 Jahre später widmet sich die Werkstattausstellung „Zwischen den Fronten – Jugend, Protest und Spionage in Werder (Havel) 1949 - 1953“ in der Gedenkstätte Lindenstraße den Geschichten hinter den Verurteilungen und beleuchtet dazu vier Biografien. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden des Studiengangs „Public History“, den die Freie Universität Berlin (FU) und das ZZF gemeinsam anbieten.

Zur Eröffnung am 11. Juli kamen über 100 Besucher*innen in die Gedenkstätte, darunter auch jene vier Zeitzeug*innen, deren Biografien in „Zwischen den Fronten“ beleuchtet werden. Nach einer Begrüßung von Uta Gerlant (Leiterin der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße) richteten Dr. Hanno Hochmuth (ZZF), Rainer Potratz (Referent bei der Brandenburger Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur) und Kuratorin Amélie zu Eulenburg Grußworte an die Gäste. Untermalt wurde der Abend von Andreas Weise am E-Piano und Silvio Dalla Torre am Kontrabass, die unter anderem ein Stück von Johann Sebastian Bach spielten.

Die Arbeit an „Zwischen den Fronten“ dauerte ganze zehn Monate, verriet Kuratorin Amélie zu Eulenburg am Eröffnungsabend. Schwierigkeiten bei der Recherche bereitete vor allem die Arbeit mit den Zeitzeug*innen. „Spät im Alter können Traumata auftreten, die vielleicht ein ganzes Leben lang nicht da waren. Einige der Zeitzeugen haben sich während der Recherchen von uns verabschiedet und wollten mit dem Projekt nichts mehr zu tun haben. Die Verletzungen und Traumata durch die Haft waren zu groß“, so Eulenburg. Die Entscheidung, sich auf wenige Zeitzeug*innen zu beschränken, sei aber kein Nachteil, sagt Amélie zu Eulenberg: „Mit diesen vier Biografien können wir die Geschichte gut beleuchten.“

Für die Konzeption von „Zwischen den Fronten“ waren die „Public History“-Student*innen der Freien Universität zuständig, die am Abend der Eröffnung das Ergebnis ihrer Arbeit bestaunen konnten. Alle Studentinnen und Studenten hatten ein eigenes Konzept für die Ausstellung geschrieben. Später sind ihre Ideen dann zu einem gemeinsamen Konzept zusammengetragen worden. Neben Texttafeln kann in der Ausstellung unter anderem ein aufgezeichnetes Video-Interview angesehen werden. Zudem sind die Besucher*innen aufgerufen, ein eigenes Flugblatt an einer historischen Schreibmaschine anzufertigen und dieses an einer Wand in der Ausstellung anzubringen.

„Zwischen den Fronten“ ist bis zum 29. September in der Gedenkstätte Lindenstraße zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung unter: https://www.gedenkstaette-lindenstrasse.de/veranstaltungen-ausstellungen/sonderausstellungen/zwischen-den-fronten/
 

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