CfP

07.07.2020

CALL FOR PAPERS

Tagung: Revolution der Paarbeziehungen? Der Wandel des Beziehungslebens in Bundesrepublik und DDR
11.-12. März 2021 in Potsdam  
Bewerbungsschluss: 15. August 2020

Veranstalter: 
Dr. Michael Homberg, ZZF Potsdam; PD Dr. Christopher Neumaier, ZZF Potsdam/Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

Ort: ZZF Potsdam, Am Neuen Markt 9d, 14467 Potsdam

Zwischen den 1950er Jahren und den 1990er Jahren hat sich das Beziehungsleben in Bundesrepublik und DDR – sowohl mit Blick auf die Wege der Anbahnung von Beziehungen als auch die Praxis des Zusammenlebens und die Muster der Trennung von unverheirateten und verheirateten Paaren – fundamental gewandelt. Wie „revolutionär“ aber war diese Verwandlung? Immerhin blieben Paarbeziehungen trotz aller Veränderungen für das Leben der Menschen in Ost- und Westdeutschland zentral. Die zeithistorische Forschung hat das Beziehungsleben in Ost und West und seine neuralgischen Phasen – Kennenlernen, Zusammenleben, Trennung – bisher nur am Rande diskutiert. Hier will die geplante Tagung ansetzen, indem sie die Beziehungsdynamiken und das Intimleben verheirateter und unverheirateter Paare und Singles in Ost- und Westdeutschland aus kultur-, sozial- und gesellschaftshistorischer Perspektive in den Fokus rückt. Dazu sollen die historisch gewachsenen Muster der Partnerwahl und der Beziehungsgestaltung in Ost und West in den Blick genommen werden, in denen sich bis heute abweichende Einstellungen gegenüber Kohabitation, Ehe und Scheidung, aber auch unterschiedliche Praktiken partnerschaftlichen und familialen Verhaltens widerspiegeln.

Mit der Geschichte der Paarbeziehungen greift die Tagung aktuelle Fragen der Zeitgeschichtsschreibung nach dem Verhältnis von Liebe und Romantik im 20. Jahrhundert, dem Wandel von Familienbildern und Geschlechterrollen nach 1945, der Geschichte der Sexualität, der Ehe- und Paarberatung und der Medien der Liebes- und Paarkommunikation, sowie der Präsenz von „Gefühlen“ in Partnerwahl und Beziehungsgestaltung auf. Zugleich will sie bislang wenig beleuchtete, im Schatten des Ideals der Ehe und der aus ihr hervorgehenden Kernfamilie stehende Phänomene wie von der Norm abweichende Paarbeziehungen, Formen und Phasen des Alleinseins und Alleinlebens, die Rolle der wachsenden Gruppe der „Singles“, aber auch die „Intimität“ und „Sexualität“ außerhalb von Paarbeziehungen, sexuelle Isolation oder Devianz diskutieren.

Ausgehend von der Frage, ob (und in welchem Sinne) von einer „Revolution“ der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und der DDR gesprochen werden kann, will die geplante Tagung der Frage nachgehen, was es bedeutete, in West- und Ostdeutschland „Single“ zu sein und wie sich die Praxis der Paarwerdung und -beziehung über den engen Kreis verheirateter Paare hinaus gestaltete. Dies soll in drei Schritten geschehen:

1.) Wie lernten Singles ihre potentiellen Partner/innen kennen und was motivierte die Paarwerdung? Hier mögen sowohl die Praxis, als auch die Räume, Medien und Techniken der Suche angesprochen werden. Zudem können die Ideale, Politiken und Praktiken von Paarbeziehungen, ihre sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen und die politischen, rechtlichen und kulturellen Normen, die die Akzeptanz und Ausgestaltung des Zusammenlebens prägten, thematisch werden.

2.) Wie wandelte sich der Beziehungsalltag in Abhängigkeit von der gewählten Lebensform (verheiratet/unverheiratet, zusammen-/getrenntlebend, geschlossene/offene Beziehung)? Hier sollen die Dynamiken der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und der DDR verglichen und markante Veränderungstendenzen ebenso in den Fokus rücken wie die Agency von Singles und (un)verheirateten Paaren.

3.) Was änderte sich, sobald Krisen, Konflikte und Streitigkeiten die Beziehung belasteten? Hier soll insbesondere gefragt werden, ob und wie sich politische Zäsuren, ökonomische Krisen oder beispielsweise die Wende auf die „Stabilität“ der Ehen auswirkten, und ob und wie sich das „Beziehungskrisenmanagement“ in „West“ und „Ost“ unterschied.
Am Beispiel dreier neuralgischer Phasen der Paarbeziehung – Kennenlernen, Zusammenleben, Trennung – will die geplante Tagung so vor dem Hintergrund dieser Fragen den Wandel der Paarbeziehung in „Ost“ und „West“ in den Blick nehmen.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, den Wandel der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und in der DDR in Diskurs und Praxis aus einer breiten gesellschaftshistorischen Perspektive zu untersuchen. Sie geht dabei von der grundlegenden Hypothese aus, dass es sich in beiden deutschen Staaten – in Abwandlung der berühmten These Ronald Ingleharts zum Wertewandel – weniger um eine „stille Revolution“ als vielmehr um eine „laute Evolution“ der Paarbeziehungen in Diskurs und Praxis handelte. Mit Blick auf die Geschichte neuer Formen sozialer Interaktion, intimer Begegnung und „klassischer“ Paarbeziehungen zeigen sich sowohl markante Kontinuitäten als auch Brüche der Entwicklung des Beziehungslebens in Ost- und Westdeutschland.

Mit der vergleichenden Perspektive auf die Geschichte der Paarbeziehungen in Ost- und Westdeutschland soll überdies der Frage nach den Spuren einer „asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichte“ beider deutscher Staaten im Feld des Privaten nachgegangen werden. Dazu sollen sowohl gemeinsame bzw. abweichende Entwicklungen als auch „Transfers“ und „Verflechtungen“ in den Blick genommen werden. So möchten wir zum einen die linearen historiographischen und sozialwissenschaftlichen Entwicklungsnarrative von der „Liberalisierung“ und „Individualisierung“ „moderner“ Gesellschaften neu beleuchten und zum anderen die Ambivalenzen und Ungleichzeitigkeiten der skizzierten historischen Entwicklungsprozesse in den Blick nehmen.

Die Konferenzsprache wird Deutsch sein. Reise- und Übernachtungskosten werden gemäß den Richtlinien des Bundesreisekostengesetzes übernommen.

Beiträge sollen eine Redezeit von 20 Minuten nicht überschreiten. Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) sowie eine kurze bio-bibliographische Notiz werden bis zum 15. August 2020 erbeten an:
Christopher Neumaierneumaier [at] hsu-hh.de  
Michael Homberg: homberg [at] zzf-potsdam.de 

Eine Rückmeldung erhalten die Beiträger/innen bis zum 5. September 2020.

Kontakt:
Dr. Michael Homberg
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung 
Am Neuen Markt 1 
14467 Potsdam

homberg [at] zzf-potsdam.de

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07.07.2020

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Tagung: Revolution der Paarbeziehungen? Der Wandel des Beziehungslebens in Bundesrepublik und DDR
11.-12. März 2021 in Potsdam  
Bewerbungsschluss: 15. August 2020

Veranstalter: 
Dr. Michael Homberg, ZZF Potsdam; PD Dr. Christopher Neumaier, ZZF Potsdam/Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

Ort: ZZF Potsdam, Am Neuen Markt 9d, 14467 Potsdam

Zwischen den 1950er Jahren und den 1990er Jahren hat sich das Beziehungsleben in Bundesrepublik und DDR – sowohl mit Blick auf die Wege der Anbahnung von Beziehungen als auch die Praxis des Zusammenlebens und die Muster der Trennung von unverheirateten und verheirateten Paaren – fundamental gewandelt. Wie „revolutionär“ aber war diese Verwandlung? Immerhin blieben Paarbeziehungen trotz aller Veränderungen für das Leben der Menschen in Ost- und Westdeutschland zentral. Die zeithistorische Forschung hat das Beziehungsleben in Ost und West und seine neuralgischen Phasen – Kennenlernen, Zusammenleben, Trennung – bisher nur am Rande diskutiert. Hier will die geplante Tagung ansetzen, indem sie die Beziehungsdynamiken und das Intimleben verheirateter und unverheirateter Paare und Singles in Ost- und Westdeutschland aus kultur-, sozial- und gesellschaftshistorischer Perspektive in den Fokus rückt. Dazu sollen die historisch gewachsenen Muster der Partnerwahl und der Beziehungsgestaltung in Ost und West in den Blick genommen werden, in denen sich bis heute abweichende Einstellungen gegenüber Kohabitation, Ehe und Scheidung, aber auch unterschiedliche Praktiken partnerschaftlichen und familialen Verhaltens widerspiegeln.

Mit der Geschichte der Paarbeziehungen greift die Tagung aktuelle Fragen der Zeitgeschichtsschreibung nach dem Verhältnis von Liebe und Romantik im 20. Jahrhundert, dem Wandel von Familienbildern und Geschlechterrollen nach 1945, der Geschichte der Sexualität, der Ehe- und Paarberatung und der Medien der Liebes- und Paarkommunikation, sowie der Präsenz von „Gefühlen“ in Partnerwahl und Beziehungsgestaltung auf. Zugleich will sie bislang wenig beleuchtete, im Schatten des Ideals der Ehe und der aus ihr hervorgehenden Kernfamilie stehende Phänomene wie von der Norm abweichende Paarbeziehungen, Formen und Phasen des Alleinseins und Alleinlebens, die Rolle der wachsenden Gruppe der „Singles“, aber auch die „Intimität“ und „Sexualität“ außerhalb von Paarbeziehungen, sexuelle Isolation oder Devianz diskutieren.

Ausgehend von der Frage, ob (und in welchem Sinne) von einer „Revolution“ der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und der DDR gesprochen werden kann, will die geplante Tagung der Frage nachgehen, was es bedeutete, in West- und Ostdeutschland „Single“ zu sein und wie sich die Praxis der Paarwerdung und -beziehung über den engen Kreis verheirateter Paare hinaus gestaltete. Dies soll in drei Schritten geschehen:

1.) Wie lernten Singles ihre potentiellen Partner/innen kennen und was motivierte die Paarwerdung? Hier mögen sowohl die Praxis, als auch die Räume, Medien und Techniken der Suche angesprochen werden. Zudem können die Ideale, Politiken und Praktiken von Paarbeziehungen, ihre sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen und die politischen, rechtlichen und kulturellen Normen, die die Akzeptanz und Ausgestaltung des Zusammenlebens prägten, thematisch werden.

2.) Wie wandelte sich der Beziehungsalltag in Abhängigkeit von der gewählten Lebensform (verheiratet/unverheiratet, zusammen-/getrenntlebend, geschlossene/offene Beziehung)? Hier sollen die Dynamiken der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und der DDR verglichen und markante Veränderungstendenzen ebenso in den Fokus rücken wie die Agency von Singles und (un)verheirateten Paaren.

3.) Was änderte sich, sobald Krisen, Konflikte und Streitigkeiten die Beziehung belasteten? Hier soll insbesondere gefragt werden, ob und wie sich politische Zäsuren, ökonomische Krisen oder beispielsweise die Wende auf die „Stabilität“ der Ehen auswirkten, und ob und wie sich das „Beziehungskrisenmanagement“ in „West“ und „Ost“ unterschied.
Am Beispiel dreier neuralgischer Phasen der Paarbeziehung – Kennenlernen, Zusammenleben, Trennung – will die geplante Tagung so vor dem Hintergrund dieser Fragen den Wandel der Paarbeziehung in „Ost“ und „West“ in den Blick nehmen.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, den Wandel der Paarbeziehungen in der Bundesrepublik und in der DDR in Diskurs und Praxis aus einer breiten gesellschaftshistorischen Perspektive zu untersuchen. Sie geht dabei von der grundlegenden Hypothese aus, dass es sich in beiden deutschen Staaten – in Abwandlung der berühmten These Ronald Ingleharts zum Wertewandel – weniger um eine „stille Revolution“ als vielmehr um eine „laute Evolution“ der Paarbeziehungen in Diskurs und Praxis handelte. Mit Blick auf die Geschichte neuer Formen sozialer Interaktion, intimer Begegnung und „klassischer“ Paarbeziehungen zeigen sich sowohl markante Kontinuitäten als auch Brüche der Entwicklung des Beziehungslebens in Ost- und Westdeutschland.

Mit der vergleichenden Perspektive auf die Geschichte der Paarbeziehungen in Ost- und Westdeutschland soll überdies der Frage nach den Spuren einer „asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichte“ beider deutscher Staaten im Feld des Privaten nachgegangen werden. Dazu sollen sowohl gemeinsame bzw. abweichende Entwicklungen als auch „Transfers“ und „Verflechtungen“ in den Blick genommen werden. So möchten wir zum einen die linearen historiographischen und sozialwissenschaftlichen Entwicklungsnarrative von der „Liberalisierung“ und „Individualisierung“ „moderner“ Gesellschaften neu beleuchten und zum anderen die Ambivalenzen und Ungleichzeitigkeiten der skizzierten historischen Entwicklungsprozesse in den Blick nehmen.

Die Konferenzsprache wird Deutsch sein. Reise- und Übernachtungskosten werden gemäß den Richtlinien des Bundesreisekostengesetzes übernommen.

Beiträge sollen eine Redezeit von 20 Minuten nicht überschreiten. Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) sowie eine kurze bio-bibliographische Notiz werden bis zum 15. August 2020 erbeten an:
Christopher Neumaierneumaier [at] hsu-hh.de  
Michael Homberg: homberg [at] zzf-potsdam.de 

Eine Rückmeldung erhalten die Beiträger/innen bis zum 5. September 2020.

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Dr. Michael Homberg
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Am Neuen Markt 1 
14467 Potsdam

homberg [at] zzf-potsdam.de

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