„Atomkraft – Nej Tak“. Atomkraft und Gesellschaft in Dänemark in transnationaler Perspektive

Abgeschlossenes assoziiertes Forschungsprojekt

Warum wird Atomkraft in den verschiedenen Ländern Europas so unterschiedlich bewertet und diskutiert? Warum erschien Atomkraft in den 1950er Jahren als Allheilmittel für die Energieprobleme der Zukunft? Warum wandelte sich das Bild dieser Technik in den 1970er Jahren so grundlegend – hin zu einem Symbol technologischer und technokratischer Hybris, zum Inbegriff menschgemachter Gefahren für Gesundheit, Umwelt und menschliche Gesellschaft – Risiken, die nicht zu akzeptieren sind? Welche Rolle spielten hierbei der Umgang der Vertreter von Atomtechnik und –wirtschaft mit den Bürgern, und umgekehrt, die Mobilisierung und Kritik von Bürgerinnen und Bürgern im Umgang mit der Atomkraft. Dänemark ist hierbei ein besonders interessanter Fall. Seit den 1950er Jahren unternahm auch Dänemark große Forschungsanstrengungen in der Atomtechnik im eigens gegründeten Forschungzentrum in Risø. Dennoch wurden in Dänemark nie Atomkraftwerke gebaut. Die im Gefolge der Ölkrise geführte öffentliche Debatte um Energiepolitik, eine wohlorganisierte Anti-Atomkraft-Bewegung und ein in dieser Frage gespaltenes Parteiensystem trugen dazu bei, das 1985 – schon vor Tschernobyl – die Option Atomkraft aufgegeben wurde. Transnationaler Protest richtete sich aber weiterhin gegen das nahegelegene Kernkraftwerk Barsebäck in Schweden.

Der dänische Fall eignete sich ganz besonders, die Geschichte von Atomkraft und Gesellschaft in vergleichender und transnationaler Perspektive zu untersuchen. Die Untersuchung war Teil des kooperativen, interdisziplinären Horizon 2020 Projekts HoNESt – History of Nuclear Energy and Society, deren Forscher im November 2018 für einen Autorenworkshop zu Gast am ZZF waren.

Verschiedene Publikationen und Veranstaltungen entstanden im Projektzusammenhang: u.a. eine Länderstudie zur Geschichte des Verhältnisses von Atomkraft und Gesellschaft in Dänemark (Band 3-2019 der Deutsches Museum Studies), ein Zeitschriftensonderheft „Siting at the Border“ der Zeitschrift Journal for the History of Environment and Society (Band 3-2018), das transnationale Atomkonflikte in Grenzregionen vergleicht. Ein von mir mit herausgegebener Band „Engaging the Atom. The History of Nuclear Energy and Society in Europe from the 1950s to the Present” erscheint voraussichtlich 2020 bei der University of West Virginia Press in der Reihe Energy in Society, hgg. von Brian Black. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung fanden außerdem eine Konferenz und ein Workshop zu den politischen Konsequenzen von Tschernobyl in Europa und international statt.

Dr. Jan-Henrik Meyer

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

E-Mail: meyer [at] zzf-potsdam.de

Forschung

„Atomkraft – Nej Tak“. Atomkraft und Gesellschaft in Dänemark in transnationaler Perspektive

Abgeschlossenes assoziiertes Forschungsprojekt

Warum wird Atomkraft in den verschiedenen Ländern Europas so unterschiedlich bewertet und diskutiert? Warum erschien Atomkraft in den 1950er Jahren als Allheilmittel für die Energieprobleme der Zukunft? Warum wandelte sich das Bild dieser Technik in den 1970er Jahren so grundlegend – hin zu einem Symbol technologischer und technokratischer Hybris, zum Inbegriff menschgemachter Gefahren für Gesundheit, Umwelt und menschliche Gesellschaft – Risiken, die nicht zu akzeptieren sind? Welche Rolle spielten hierbei der Umgang der Vertreter von Atomtechnik und –wirtschaft mit den Bürgern, und umgekehrt, die Mobilisierung und Kritik von Bürgerinnen und Bürgern im Umgang mit der Atomkraft. Dänemark ist hierbei ein besonders interessanter Fall. Seit den 1950er Jahren unternahm auch Dänemark große Forschungsanstrengungen in der Atomtechnik im eigens gegründeten Forschungzentrum in Risø. Dennoch wurden in Dänemark nie Atomkraftwerke gebaut. Die im Gefolge der Ölkrise geführte öffentliche Debatte um Energiepolitik, eine wohlorganisierte Anti-Atomkraft-Bewegung und ein in dieser Frage gespaltenes Parteiensystem trugen dazu bei, das 1985 – schon vor Tschernobyl – die Option Atomkraft aufgegeben wurde. Transnationaler Protest richtete sich aber weiterhin gegen das nahegelegene Kernkraftwerk Barsebäck in Schweden.

Der dänische Fall eignete sich ganz besonders, die Geschichte von Atomkraft und Gesellschaft in vergleichender und transnationaler Perspektive zu untersuchen. Die Untersuchung war Teil des kooperativen, interdisziplinären Horizon 2020 Projekts HoNESt – History of Nuclear Energy and Society, deren Forscher im November 2018 für einen Autorenworkshop zu Gast am ZZF waren.

Verschiedene Publikationen und Veranstaltungen entstanden im Projektzusammenhang: u.a. eine Länderstudie zur Geschichte des Verhältnisses von Atomkraft und Gesellschaft in Dänemark (Band 3-2019 der Deutsches Museum Studies), ein Zeitschriftensonderheft „Siting at the Border“ der Zeitschrift Journal for the History of Environment and Society (Band 3-2018), das transnationale Atomkonflikte in Grenzregionen vergleicht. Ein von mir mit herausgegebener Band „Engaging the Atom. The History of Nuclear Energy and Society in Europe from the 1950s to the Present” erscheint voraussichtlich 2020 bei der University of West Virginia Press in der Reihe Energy in Society, hgg. von Brian Black. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung fanden außerdem eine Konferenz und ein Workshop zu den politischen Konsequenzen von Tschernobyl in Europa und international statt.

Dr. Jan-Henrik Meyer

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

E-Mail: meyer [at] zzf-potsdam.de

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