Stefanie Eisenhuth schließt Promotion zur Geschichte der amerikanischen Militärpräsenz in West-Berlin mit "summa cum laude" ab

22.01.2018

Stefanie Eisenhuth hat am 18. Januar 2018 ihre Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Note "summa cum laude" abgeschlossen. Unter dem Titel „Die Schutzmacht. Eine Geschichte der amerikanischen Militärpräsenz in West-Berlin, 1945-1994“ verbindet sie eine Geschichte der örtlichen US-Militärgemeinde mit einer Geschichte der sich wandelnden Deutung ihrer Anwesenheit.

Infolge der zweimonatigen sowjetischen Besatzung wurden die USA seitens der Berliner Bevölkerung bereits als „Schutzmacht“ erachtet, noch bevor ihre Soldaten im Juli 1945 die Stadt erreichten. Der als fließend erlebte Übergang zwischen Zweitem Weltkrieg und Kaltem Krieg, die Blockade und die Luftbrücke sowie die geteilte Angst vor sowjetischen Expansionsbestrebungen legten den Grundstein für eine transatlantische „imagined community“. Diese Gemeinschaft wurde institutionalisiert – zum Beispiel in Form eines German-American Relations Program –, sie wurde inszeniert – im Rahmen von Präsidentenbesuchen, Volksfesten und Militärparaden – und somit ritualisiert. Diesen Aspekten widmet sich der erste Teil der Arbeit von Frau Eisenhuth.
Der zweite Teil fokussiert auf Veränderungen und Konflikte zwischen Mitte der 1960er- und Ende der 1980er-Jahre. Obwohl West-Berlin sich der Bundesrepublik in diesen Jahren immer mehr annäherte, brachten ähnliche Herausforderungen (zum Beispiel die Studenten- oder die Friedensbewegung) weiterhin andere Debatten hervor, da sie rasch das im Kalten Krieg geborene Selbstverständnis oder auch alliiertes Recht berührten. Dennoch sorgte eine veränderte Kultur der Sicherheit schließlich dafür, dass die alliierte Militärpräsenz von immer weiteren Teilen der Stadtbevölkerung hinterfragt wurde. Gegen die nun als akut empfundenen Gefahren – Umweltschäden, Auf- bzw. Nachrüstung, mangelnde politische Partizipationsmöglichkeiten, Terrorismus – konnte die „Schutzmacht“ kaum mehr Schutz bieten bzw. wurde teils gar selbst als Bedrohung wahrgenommen. Der Zusammenbruch der DDR ließ diese Probleme jedoch in Vergessenheit geraten und ermöglichte eine lineare Erfolgserzählung, die die Ereignisse von 1948 und 1989 zu einer Geschichte der Gesamtberliner Selbstbehauptung verband.

Die Dissertation wurde von Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF Potsdam/Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Konrad Jarausch (University of North Carolina, Chapel Hill, USA) betreut. Als Drittgutachter war Prof. Dr. Paul Nolte (Freie Universität Berlin) tätig. Gefördert wurde das Forschungsprojekt durch den DAAD, das GHI Washington, die Bosch Foundation, das Caroline von Humboldt Stipendiatinnenprogramm und das ZZF Potsdam. Stefanie Eisenhuth war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Visiting Scholar an der UNC Capel Hill sowie assoziierte Doktorandin in der Abteilung 4 - "Regime des Sozialen“.
Seit November 2017 ist sie als Koordinatorin der Nachwuchsförderung am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Abteilung 1 des Instituts tätig.

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Stefanie Eisenhuth schließt Promotion zur Geschichte der amerikanischen Militärpräsenz in West-Berlin mit "summa cum laude" ab

22.01.2018

Stefanie Eisenhuth hat am 18. Januar 2018 ihre Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Note "summa cum laude" abgeschlossen. Unter dem Titel „Die Schutzmacht. Eine Geschichte der amerikanischen Militärpräsenz in West-Berlin, 1945-1994“ verbindet sie eine Geschichte der örtlichen US-Militärgemeinde mit einer Geschichte der sich wandelnden Deutung ihrer Anwesenheit.

Infolge der zweimonatigen sowjetischen Besatzung wurden die USA seitens der Berliner Bevölkerung bereits als „Schutzmacht“ erachtet, noch bevor ihre Soldaten im Juli 1945 die Stadt erreichten. Der als fließend erlebte Übergang zwischen Zweitem Weltkrieg und Kaltem Krieg, die Blockade und die Luftbrücke sowie die geteilte Angst vor sowjetischen Expansionsbestrebungen legten den Grundstein für eine transatlantische „imagined community“. Diese Gemeinschaft wurde institutionalisiert – zum Beispiel in Form eines German-American Relations Program –, sie wurde inszeniert – im Rahmen von Präsidentenbesuchen, Volksfesten und Militärparaden – und somit ritualisiert. Diesen Aspekten widmet sich der erste Teil der Arbeit von Frau Eisenhuth.
Der zweite Teil fokussiert auf Veränderungen und Konflikte zwischen Mitte der 1960er- und Ende der 1980er-Jahre. Obwohl West-Berlin sich der Bundesrepublik in diesen Jahren immer mehr annäherte, brachten ähnliche Herausforderungen (zum Beispiel die Studenten- oder die Friedensbewegung) weiterhin andere Debatten hervor, da sie rasch das im Kalten Krieg geborene Selbstverständnis oder auch alliiertes Recht berührten. Dennoch sorgte eine veränderte Kultur der Sicherheit schließlich dafür, dass die alliierte Militärpräsenz von immer weiteren Teilen der Stadtbevölkerung hinterfragt wurde. Gegen die nun als akut empfundenen Gefahren – Umweltschäden, Auf- bzw. Nachrüstung, mangelnde politische Partizipationsmöglichkeiten, Terrorismus – konnte die „Schutzmacht“ kaum mehr Schutz bieten bzw. wurde teils gar selbst als Bedrohung wahrgenommen. Der Zusammenbruch der DDR ließ diese Probleme jedoch in Vergessenheit geraten und ermöglichte eine lineare Erfolgserzählung, die die Ereignisse von 1948 und 1989 zu einer Geschichte der Gesamtberliner Selbstbehauptung verband.

Die Dissertation wurde von Prof. Dr. Martin Sabrow (ZZF Potsdam/Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Konrad Jarausch (University of North Carolina, Chapel Hill, USA) betreut. Als Drittgutachter war Prof. Dr. Paul Nolte (Freie Universität Berlin) tätig. Gefördert wurde das Forschungsprojekt durch den DAAD, das GHI Washington, die Bosch Foundation, das Caroline von Humboldt Stipendiatinnenprogramm und das ZZF Potsdam. Stefanie Eisenhuth war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, Visiting Scholar an der UNC Capel Hill sowie assoziierte Doktorandin in der Abteilung 4 - "Regime des Sozialen“.
Seit November 2017 ist sie als Koordinatorin der Nachwuchsförderung am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Abteilung 1 des Instituts tätig.

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