Georg Koch über die Popularisierung der Urgeschichte im 20. Jahrhundert promoviert

04.07.2018

 

Am 4. Juli 2018 wurde der ZZF-Doktorand Georg Koch an der Universität Potsdam promoviert. Seine Dissertation trägt den Titel "Gefühlte Wahrheit. Popularisierung der Urgeschichte in Deutschland und Großbritannien im langen 20. Jahrhundert – Eine Wissensgeschichte von Funden und Fiktionen“.

Die von Frank Bösch und Stefanie Samida betreute Arbeit entstand im im Rahmen des von der VW-Stiftung geförderten Forschergruppe zur "Living History".

Die Dissertation untersucht in zeithistorischer Perspektive, wie sich die öffentlichen Vorstellungen von den Anfängen der menschlichen Geschichte veränderten. Im Rahmen einer Wissensgeschichte wird anhand von Fernsehdokumentationen der Frage nachgegangen, auf welche Weise zeitgenössische Vorstellungen und archäologische Antworten miteinander verwoben sind. Der Einblick in das Wechselverhältnis von Wissenschaft, Fernsehen und Gesellschaft in Deutschland und Großbritannien offenbart dabei, wie zeitlos und dennoch zeitgebunden die Suche nach ‚unseren‘ Wurzeln ist.

Bereits in den 1920er Jahren brachten Filmemacher nicht nur die Bilder, sondern gemeinsam mit Archäologen auch die fernsten menschlichen Vorfahren zum Laufen. Später avancierten einige Archäologen zu Medienstars des frühen britischen Fernsehens, woraufhin die Archäologie einen festen Platz in den Programmplänen der öffentlich-rechtlichen Sender fand. In den 1990er Jahren etablierten sich schließlich aufwendige Schauspielszenen, die einem Millionenpublikum zeigen, wie es in der Urzeit ‚wirklich‘ gewesen ist. Und mittlerweile lässt sich die Steinzeit auch im von der Kamera verfolgten live-Experiment am eigenen Leib erleben.

Dabei finden sich in den Urgeschichtsdarstellungen immer zeitgemäße Antworten auf gesellschaftliche Fragen: Ganz gleich, ob es um nationale Identität in der Weimarer Republik, Geschlechterverhältnisse in den 1980er Jahren oder den ‚natürlichen‘ Lebensstil nach der Jahrtausendwende geht. Die Urgeschichte wird in Fernsehdokumentationen gleichzeitig zum Ursprungsmythos und Selbsterfahrungsraum der Gesellschaft. 

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Georg Koch über die Popularisierung der Urgeschichte im 20. Jahrhundert promoviert

04.07.2018

 

Am 4. Juli 2018 wurde der ZZF-Doktorand Georg Koch an der Universität Potsdam promoviert. Seine Dissertation trägt den Titel "Gefühlte Wahrheit. Popularisierung der Urgeschichte in Deutschland und Großbritannien im langen 20. Jahrhundert – Eine Wissensgeschichte von Funden und Fiktionen“.

Die von Frank Bösch und Stefanie Samida betreute Arbeit entstand im im Rahmen des von der VW-Stiftung geförderten Forschergruppe zur "Living History".

Die Dissertation untersucht in zeithistorischer Perspektive, wie sich die öffentlichen Vorstellungen von den Anfängen der menschlichen Geschichte veränderten. Im Rahmen einer Wissensgeschichte wird anhand von Fernsehdokumentationen der Frage nachgegangen, auf welche Weise zeitgenössische Vorstellungen und archäologische Antworten miteinander verwoben sind. Der Einblick in das Wechselverhältnis von Wissenschaft, Fernsehen und Gesellschaft in Deutschland und Großbritannien offenbart dabei, wie zeitlos und dennoch zeitgebunden die Suche nach ‚unseren‘ Wurzeln ist.

Bereits in den 1920er Jahren brachten Filmemacher nicht nur die Bilder, sondern gemeinsam mit Archäologen auch die fernsten menschlichen Vorfahren zum Laufen. Später avancierten einige Archäologen zu Medienstars des frühen britischen Fernsehens, woraufhin die Archäologie einen festen Platz in den Programmplänen der öffentlich-rechtlichen Sender fand. In den 1990er Jahren etablierten sich schließlich aufwendige Schauspielszenen, die einem Millionenpublikum zeigen, wie es in der Urzeit ‚wirklich‘ gewesen ist. Und mittlerweile lässt sich die Steinzeit auch im von der Kamera verfolgten live-Experiment am eigenen Leib erleben.

Dabei finden sich in den Urgeschichtsdarstellungen immer zeitgemäße Antworten auf gesellschaftliche Fragen: Ganz gleich, ob es um nationale Identität in der Weimarer Republik, Geschlechterverhältnisse in den 1980er Jahren oder den ‚natürlichen‘ Lebensstil nach der Jahrtausendwende geht. Die Urgeschichte wird in Fernsehdokumentationen gleichzeitig zum Ursprungsmythos und Selbsterfahrungsraum der Gesellschaft. 

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