Anna Jehle schließt Promotion zu Radio Luxembourg ab

09.06.2017

Anna Jehle hat am 31. Mai 2017 an der Universität Potsdam ihre Promotion zu Radio Luxembourg mit der Note "magna cum laude" abgeschlossen. In ihrer Dissertation mit dem Titel "Welle der Konsumgesellschaft? Radio Luxembourg in Frankreich 1945–1975" zeigt Jehle am Beispiel der privatkommerziellen Radiostation, wie sich die Medialisierung und die Entwicklung der Konsumgesellschaft gegenseitig bedingten.

Radio Luxembourg spielte als sogenannte Peripheriestation eine besondere Rolle im französischen Rundfunksystem. Der Sender strahlte seine Programme mittels starker Anlagen in Luxemburg über die Grenzen hinweg in die umliegenden Länder aus, wo er ein großes Publikum erreichte und zahlende Werbekunden vorfand. Dabei überrascht, dass Frankreich – trotz des bestehenden staatlichen Rundfunkmonopols – kaum etwas unternahm, um Radio Luxembourg in seinen Aktivitäten einzuschränken. Dieser Widerspruch ist, so Jehle in ihrer Arbeit, unter anderem auf die regierungsfreundliche Haltung des Senders sowie auf die Tatsache zurückzuführen, dass der französische Staat an Radio Luxembourg mitverdiente.

Unter diesen Bedingungen konnte Radio Luxembourg in Frankreich ein Rundfunkkonzept in die Realität umsetzen, das ganz auf Massenkonsum ausgerichtet war: die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden in ihrer Rolle als Konsumenten angesprochen, das Programm wurde als Wirtschaftsgut betrachtet und als Konsumprodukt vermarktet. Dies hatte weit reichende Auswirkungen für das französische Rundfunksystem, das sich unter dem Einfluss Radio Luxembourgs zunehmend kommerzialisierte. Darüber hinaus formte der Sender über sein Programm, über vielfältigste Marketingaktionen und über die Kooperation mit den Werbekunden einen konsumfreundlichen Referenzrahmen, innerhalb dessen sich der Massenkonsum entfalten konnte.

Jehles Dissertation wurde von Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Prof. Dr. Andreas Fickers (Université du Luxembourg) betreut. Anna Jehle war von 2011 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZZF Potsdam in Abteilung III "Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft" und anschließend in der Abteilung assoziierte Doktorandin. Ihre Promotionsarbeit ist ein Teilprojekt des Forschungsprojekts "Radio Télévision Luxembourg (RTL) als transnationaler Programmanbieter (1945–1985")​, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde.
Die Buchfassung von Anna Jehles Dissertation wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 im Wallstein Verlag als Band in der ZZF-Publikationsreihe "Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert" (hrsg. von Frank Bösch und Christoph Classen) erscheinen.

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Anna Jehle schließt Promotion zu Radio Luxembourg ab

09.06.2017

Anna Jehle hat am 31. Mai 2017 an der Universität Potsdam ihre Promotion zu Radio Luxembourg mit der Note "magna cum laude" abgeschlossen. In ihrer Dissertation mit dem Titel "Welle der Konsumgesellschaft? Radio Luxembourg in Frankreich 1945–1975" zeigt Jehle am Beispiel der privatkommerziellen Radiostation, wie sich die Medialisierung und die Entwicklung der Konsumgesellschaft gegenseitig bedingten.

Radio Luxembourg spielte als sogenannte Peripheriestation eine besondere Rolle im französischen Rundfunksystem. Der Sender strahlte seine Programme mittels starker Anlagen in Luxemburg über die Grenzen hinweg in die umliegenden Länder aus, wo er ein großes Publikum erreichte und zahlende Werbekunden vorfand. Dabei überrascht, dass Frankreich – trotz des bestehenden staatlichen Rundfunkmonopols – kaum etwas unternahm, um Radio Luxembourg in seinen Aktivitäten einzuschränken. Dieser Widerspruch ist, so Jehle in ihrer Arbeit, unter anderem auf die regierungsfreundliche Haltung des Senders sowie auf die Tatsache zurückzuführen, dass der französische Staat an Radio Luxembourg mitverdiente.

Unter diesen Bedingungen konnte Radio Luxembourg in Frankreich ein Rundfunkkonzept in die Realität umsetzen, das ganz auf Massenkonsum ausgerichtet war: die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden in ihrer Rolle als Konsumenten angesprochen, das Programm wurde als Wirtschaftsgut betrachtet und als Konsumprodukt vermarktet. Dies hatte weit reichende Auswirkungen für das französische Rundfunksystem, das sich unter dem Einfluss Radio Luxembourgs zunehmend kommerzialisierte. Darüber hinaus formte der Sender über sein Programm, über vielfältigste Marketingaktionen und über die Kooperation mit den Werbekunden einen konsumfreundlichen Referenzrahmen, innerhalb dessen sich der Massenkonsum entfalten konnte.

Jehles Dissertation wurde von Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Prof. Dr. Andreas Fickers (Université du Luxembourg) betreut. Anna Jehle war von 2011 bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZZF Potsdam in Abteilung III "Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft" und anschließend in der Abteilung assoziierte Doktorandin. Ihre Promotionsarbeit ist ein Teilprojekt des Forschungsprojekts "Radio Télévision Luxembourg (RTL) als transnationaler Programmanbieter (1945–1985")​, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde.
Die Buchfassung von Anna Jehles Dissertation wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 im Wallstein Verlag als Band in der ZZF-Publikationsreihe "Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert" (hrsg. von Frank Bösch und Christoph Classen) erscheinen.

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