Delinquenz und Normalisierung

Von der Jugend- zur Popkultur: eine transnationale Geschichte 1953-1966
Ende des Projektes: Juli 2016

Bodo Mrozek
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt

Das Projekt analysierte die Entstehung einer internationalen Jugend- und Popkultur in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Zwei gegenläufige, aber eng mit einander verbundene Entwicklungen wurden herausgearbeitet: 1. Die Konstruktion und Kriminalisierung jugendlicher Straßenstile, Sounds und Kulturprodukte in Sozialfiguren wie „Halbstarke“, „Teddy Boys“, „blousons noirs“ oder „juvenile delinquents“ und deren Verpolizeilichung in regulativen und sozialpräventiven Maßnahmen. 2. Die durch starke kulturkonservative Widerstände von links und rechts gebremste Etablierung internationalisierter altersspezifischer Formate in Kino, Print, Funk und Fernsehen.

Beide Prozesse sind eng miteinander verschränkt: Fiktionale Images mündeten in Politiken, die mit Verboten und Geboten zur weiteren Ausdifferenzierung einer eigenständigen Lebensphase Jugend beitrugen. Umgekehrt wurden politische Maßnahmen und sozialpsychologische Untersuchungen durch Kino und Presse fiktionalisierend ausgestaltet. Neue Medienformate trugen zur Verschriftlichung und Visualisierung der zuvor stark audiophon geprägten Popkultur bei. Innerhalb des Dekaden-übergreifenden „ungeraden Jahrzehnts“ zwischen den „cinema riots“ von 1956 und der Etablierung des Begriffs Popkultur um 1966 konstituierte sich so ein Popdispositiv, das unterschiedliche Images, Produkte und Politiken hervorbrachte.

Anhand audiovisueller und schriftlicher Quellen aus Archiven in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, beiden deutschen Staaten und den USA wurden transnationale Effekte nachvollzogen, die zu diesen Formierungen beitrugen. Jugendkultur, bedingt durch sozio-demographische und ökonomische Prozesse, strahlte im Untersuchungshorizont als Leitbild auch auf die Erwachsenengesellschaft ab und diente als dystopische Projektionsfläche sowie utopischer Erwartungshorizont von Zukunftspolitiken.

 

Das Buch "Jugend – Pop – Kultur - Eine transnationale Geschichte" erschien im März 2019 bei Suhrkamp.

Forschung

Delinquenz und Normalisierung

Von der Jugend- zur Popkultur: eine transnationale Geschichte 1953-1966
Ende des Projektes: Juli 2016

Bodo Mrozek
Abgeschlossenes assoziiertes Dissertationsprojekt

Das Projekt analysierte die Entstehung einer internationalen Jugend- und Popkultur in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Zwei gegenläufige, aber eng mit einander verbundene Entwicklungen wurden herausgearbeitet: 1. Die Konstruktion und Kriminalisierung jugendlicher Straßenstile, Sounds und Kulturprodukte in Sozialfiguren wie „Halbstarke“, „Teddy Boys“, „blousons noirs“ oder „juvenile delinquents“ und deren Verpolizeilichung in regulativen und sozialpräventiven Maßnahmen. 2. Die durch starke kulturkonservative Widerstände von links und rechts gebremste Etablierung internationalisierter altersspezifischer Formate in Kino, Print, Funk und Fernsehen.

Beide Prozesse sind eng miteinander verschränkt: Fiktionale Images mündeten in Politiken, die mit Verboten und Geboten zur weiteren Ausdifferenzierung einer eigenständigen Lebensphase Jugend beitrugen. Umgekehrt wurden politische Maßnahmen und sozialpsychologische Untersuchungen durch Kino und Presse fiktionalisierend ausgestaltet. Neue Medienformate trugen zur Verschriftlichung und Visualisierung der zuvor stark audiophon geprägten Popkultur bei. Innerhalb des Dekaden-übergreifenden „ungeraden Jahrzehnts“ zwischen den „cinema riots“ von 1956 und der Etablierung des Begriffs Popkultur um 1966 konstituierte sich so ein Popdispositiv, das unterschiedliche Images, Produkte und Politiken hervorbrachte.

Anhand audiovisueller und schriftlicher Quellen aus Archiven in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, beiden deutschen Staaten und den USA wurden transnationale Effekte nachvollzogen, die zu diesen Formierungen beitrugen. Jugendkultur, bedingt durch sozio-demographische und ökonomische Prozesse, strahlte im Untersuchungshorizont als Leitbild auch auf die Erwachsenengesellschaft ab und diente als dystopische Projektionsfläche sowie utopischer Erwartungshorizont von Zukunftspolitiken.

 

Das Buch "Jugend – Pop – Kultur - Eine transnationale Geschichte" erschien im März 2019 bei Suhrkamp.

Forschung