Gespaltene Erinnerung?

Der zweite Weltkrieg in der Geschichtskultur der Volksrepublik Polen
Ende des Projektes: Oktober 2014

Florian Peters
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt
Gefördert von der Humboldt-Universität zu Berlin (Februar 2009 - Januar 2012), gefördert durch ein Stipendium des ZZF Potsdam (September 2012 - März 2013)

Die größte antikommunistische Oppositionsbewegung in Osteuropa, die polnische "Solidarność" der Jahre 1980/81, bildet einen wichtigen, wenn nicht zentralen Bestandteil der gesamteuropäischen Transformationsprozesse im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Auch wenn die polnische Opposition den Staatssozialismus zunächst noch nicht zu Fall brachte, war sie doch maßgeblich daran beteiligt, das historische Deutungsmodell der kommunistischen Parteien des sowjetischen Machtbereichs unwiderruflich in Frage zu stellen. Während bisherige, auf sozialwissenschaftlichen oder totalitarismustheoretischen Grundannahmen fußende Untersuchungen die sinnweltliche Dimension dieses Wandels weitgehend vernachlässigen, widmete sich mein Dissertationsprojekt der gerade in Polen virulenten Auseinandersetzung um die Legitimität staatssozialistischer Herrschaft auf dem Feld der Geschichtskultur. Es warf die Frage auf, inwieweit die Entstehung der "Solidarność" in eine Revolution der Erinnerung mündete.

Um diese Leitfrage zu beantworten, leistete meine Dissertation eine vergleichende Untersuchung der oppositionellen und offiziellen Diskurse über den Zweiten Weltkrieg in Polen ab Mitte der 1970er Jahre bis zum Ende der Volksrepublik auf breiter Quellengrundlage, einschließlich der bislang in dieser Hinsicht nur sporadisch ausgewerteten oppositionellen Untergrundpresse ("Zweiter Umlauf"). Sie fokussiert dabei insbesondere die politisch wirkmächtige Erinnerung an den deutschen und sowjetischen Angriff auf Polen 1939, an den Massenmord von Katyń, den Holocaust und den Warschauer Aufstand 1944.

Im Ergebnis ging es mir darum, (1) die Bedeutung der Geschichtskultur für die im ostmitteleuropäischen Vergleich einzigartige Dynamik der antikommunistischen Oppositionsbewegung in Polen herauszuarbeiten. Zudem soll (2) das Wechselverhältnis von Polarisierung und Pluralisierung der historischen Diskurse sowie daraus resultierende Interferenzen und strukturelle Ähnlichkeiten der dominierenden Narrative untersucht werden. Neben einem diskursanalytischen Zugriff schließt dies auch (3) eine Analyse der relevanten Akteursgruppen und ihrer Verortung im Spannungsfeld zwischen Regime und Opposition ein, um die verbreitete dichotomische Sichtweise auf das Verhältnis zwischen Regime und Gesellschaft zu überwinden.

 

Verteidigung der Dissertation im Herbst 2014

Florian Peters schloss seine Dissertation mit dem Buch „Revolution der Erinnerung. Der Zweite Weltkrieg in der Geschichtskultur des spätsozialistischen Polen“ ab.

Forschung

Gespaltene Erinnerung?

Der zweite Weltkrieg in der Geschichtskultur der Volksrepublik Polen
Ende des Projektes: Oktober 2014

Florian Peters
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt
Gefördert von der Humboldt-Universität zu Berlin (Februar 2009 - Januar 2012), gefördert durch ein Stipendium des ZZF Potsdam (September 2012 - März 2013)

Die größte antikommunistische Oppositionsbewegung in Osteuropa, die polnische "Solidarność" der Jahre 1980/81, bildet einen wichtigen, wenn nicht zentralen Bestandteil der gesamteuropäischen Transformationsprozesse im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Auch wenn die polnische Opposition den Staatssozialismus zunächst noch nicht zu Fall brachte, war sie doch maßgeblich daran beteiligt, das historische Deutungsmodell der kommunistischen Parteien des sowjetischen Machtbereichs unwiderruflich in Frage zu stellen. Während bisherige, auf sozialwissenschaftlichen oder totalitarismustheoretischen Grundannahmen fußende Untersuchungen die sinnweltliche Dimension dieses Wandels weitgehend vernachlässigen, widmete sich mein Dissertationsprojekt der gerade in Polen virulenten Auseinandersetzung um die Legitimität staatssozialistischer Herrschaft auf dem Feld der Geschichtskultur. Es warf die Frage auf, inwieweit die Entstehung der "Solidarność" in eine Revolution der Erinnerung mündete.

Um diese Leitfrage zu beantworten, leistete meine Dissertation eine vergleichende Untersuchung der oppositionellen und offiziellen Diskurse über den Zweiten Weltkrieg in Polen ab Mitte der 1970er Jahre bis zum Ende der Volksrepublik auf breiter Quellengrundlage, einschließlich der bislang in dieser Hinsicht nur sporadisch ausgewerteten oppositionellen Untergrundpresse ("Zweiter Umlauf"). Sie fokussiert dabei insbesondere die politisch wirkmächtige Erinnerung an den deutschen und sowjetischen Angriff auf Polen 1939, an den Massenmord von Katyń, den Holocaust und den Warschauer Aufstand 1944.

Im Ergebnis ging es mir darum, (1) die Bedeutung der Geschichtskultur für die im ostmitteleuropäischen Vergleich einzigartige Dynamik der antikommunistischen Oppositionsbewegung in Polen herauszuarbeiten. Zudem soll (2) das Wechselverhältnis von Polarisierung und Pluralisierung der historischen Diskurse sowie daraus resultierende Interferenzen und strukturelle Ähnlichkeiten der dominierenden Narrative untersucht werden. Neben einem diskursanalytischen Zugriff schließt dies auch (3) eine Analyse der relevanten Akteursgruppen und ihrer Verortung im Spannungsfeld zwischen Regime und Opposition ein, um die verbreitete dichotomische Sichtweise auf das Verhältnis zwischen Regime und Gesellschaft zu überwinden.

 

Verteidigung der Dissertation im Herbst 2014

Florian Peters schloss seine Dissertation mit dem Buch „Revolution der Erinnerung. Der Zweite Weltkrieg in der Geschichtskultur des spätsozialistischen Polen“ ab.

Forschung