Die SED im Territorium

Parteipräsenz und regionale Herrschaftspraxis (1961-1989)
Ende des Projektes: Dezember 2015

Andrea Bahr
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (2009-2012)

Das Dissertationsprojekt nahm die SED-Kreisleitungen als Herrschaftsinstanzen der Staatspartei in den sozialen Nahräumen der Gesellschaft in den Blick. Die örtlichen Parteileitungen nahmen aufgrund ihrer Verortung an der Schnittstelle zwischen Herrschaftsapparat und der konkreten Lebenswelt der Bevölkerung beutende Steuerungs-, Informations- und Koordinierungsfunktionen für das SED-Regime wahr und leisteten damit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Diktatur.

Im Zentrum des Interesses steht die soziale Praxis der Herrschaftsausübung und damit die Frage wie die SED-Kreisleitungen den Führungsanspruch der SED in der sozialen Wirklichkeit ihres Territoriums umsetzten. Neben Anleitungs- und Kontrollmechanismen wurden auch personale und funktionale Beziehungsgeflechte auf lokaler und überregionaler Ebene analysiert. Dabei wurde die These verfolgt, dass die Kreisleitungen mit ihrer spezifischen Herrschaftspraxis ihre Handlungsmöglichkeiten in den engen Grenzen des hierarchischen Organisationsgefüges der SED und der DDR erweiterten. Dadurch schafften sie sich Handlungsspielräume, die sie im Sinne der Stabilisierung des Regimes nutzten.

Daneben wurde auch die Verortung der Kreisleitungen im Herrschaftsgefüge der SED und der DDR untersucht und damit die Rahmenbedingungen der Herrschaftspraxis abgesteckt. Aufgrund ihrer „inbetween“-Situation agierten die örtlichen Parteileitungen zwangsläufig inmitten einer Fülle von Zwängen und gegensätzlichen Anforderungen und waren einem doppelten Druck ausgesetzt. Einerseits wurden Anliegen und Forderungen der Bevölkerung an sie herangetragen, andererseits forderten die übergeordneten Parteileitungen die konsequente Umsetzung ihrer Beschlüsse ein.

Nicht zuletzt wurden auch die lokalen Funktionäre, ihre Karrierewege, ihr soziales Profil, ihre Selbstwahrnehmung sowie ihre Führungsstile untersucht. Besonders in den Blick genommen wird die Prägung dieser Personengruppe durch die spezifische Organisationskultur der SED und ihres Apparates.

Als Fallbeispiel dient der Kreis Brandenburg/Havel.

Verteidigung der Dissertation am 2. Dezember 2015

Publikation:
Andrea Bahr, Parteiherrschaft vor Ort. Die SED-Kreisleitung Brandenburg 1961-1989, Berlin 2016.

Forschung

Die SED im Territorium

Parteipräsenz und regionale Herrschaftspraxis (1961-1989)
Ende des Projektes: Dezember 2015

Andrea Bahr
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt

Gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (2009-2012)

Das Dissertationsprojekt nahm die SED-Kreisleitungen als Herrschaftsinstanzen der Staatspartei in den sozialen Nahräumen der Gesellschaft in den Blick. Die örtlichen Parteileitungen nahmen aufgrund ihrer Verortung an der Schnittstelle zwischen Herrschaftsapparat und der konkreten Lebenswelt der Bevölkerung beutende Steuerungs-, Informations- und Koordinierungsfunktionen für das SED-Regime wahr und leisteten damit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Diktatur.

Im Zentrum des Interesses steht die soziale Praxis der Herrschaftsausübung und damit die Frage wie die SED-Kreisleitungen den Führungsanspruch der SED in der sozialen Wirklichkeit ihres Territoriums umsetzten. Neben Anleitungs- und Kontrollmechanismen wurden auch personale und funktionale Beziehungsgeflechte auf lokaler und überregionaler Ebene analysiert. Dabei wurde die These verfolgt, dass die Kreisleitungen mit ihrer spezifischen Herrschaftspraxis ihre Handlungsmöglichkeiten in den engen Grenzen des hierarchischen Organisationsgefüges der SED und der DDR erweiterten. Dadurch schafften sie sich Handlungsspielräume, die sie im Sinne der Stabilisierung des Regimes nutzten.

Daneben wurde auch die Verortung der Kreisleitungen im Herrschaftsgefüge der SED und der DDR untersucht und damit die Rahmenbedingungen der Herrschaftspraxis abgesteckt. Aufgrund ihrer „inbetween“-Situation agierten die örtlichen Parteileitungen zwangsläufig inmitten einer Fülle von Zwängen und gegensätzlichen Anforderungen und waren einem doppelten Druck ausgesetzt. Einerseits wurden Anliegen und Forderungen der Bevölkerung an sie herangetragen, andererseits forderten die übergeordneten Parteileitungen die konsequente Umsetzung ihrer Beschlüsse ein.

Nicht zuletzt wurden auch die lokalen Funktionäre, ihre Karrierewege, ihr soziales Profil, ihre Selbstwahrnehmung sowie ihre Führungsstile untersucht. Besonders in den Blick genommen wird die Prägung dieser Personengruppe durch die spezifische Organisationskultur der SED und ihres Apparates.

Als Fallbeispiel dient der Kreis Brandenburg/Havel.

Verteidigung der Dissertation am 2. Dezember 2015

Publikation:
Andrea Bahr, Parteiherrschaft vor Ort. Die SED-Kreisleitung Brandenburg 1961-1989, Berlin 2016.

Forschung