Die ostdeutsche Volksmeinung im Spiegel von Geheimdienstberichten und Meinungsforschung aus Ost und West

Das Projekt zielt darauf, mit Hilfe von seriellen Berichtsquellen die informelle Bildung und den Wandel von Einstellungen und Haltungen der DDR-Bevölkerung zu rekonstruieren. Die Grundlage der Untersuchung bilden zwei Quellengruppen: einerseits Stimmungs- und Lageberichte zu „Reaktionen der Bevölkerung“ des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR von 1958 bis 1989 sowie Lagemeldungen des Bundesnachrichtendienstes (sofern zugänglich), andererseits die Ergebnisse demoskopischer und soziologischer Forschungsprogramme von Infratest München sowie verschiedenen DDR-Stellen (ZIJ, IfM beim ZK der SED, Institut für Marktforschung, DDR-Rundfunk u.a.). Mit Hilfe eines solchen Zugriffs sollen die neueren mikrohistorischen Befunde zur Gestalt und Struktur kommunikativer Räume in der staatssozialistischen Gesellschaft auf die Ebene der Gesamtgesellschaft mit belastbaren, tendenziell repräsentativen Daten zurückbezogen werden.

Wissenshistorischer Ausgangspunkt dieses Zugriffs ist der Aufschwung (bzw. in der DDR selbst: der Konstituierung) soziologisch-quantitativer Erhebungsmethoden in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts und deren fortdauernde Bedeutung als Rückkopplungs- und Steuerungsinstrument für staatliche Stellen, zu dessen Empirismus das SED-Regime ein skeptisches bis ablehnendes Verhältnis pflegte.

In Kooperation mit analogen Projekten zu anderen staatssozialistischen Staaten (u.a. Polen und Sowjetunion) zielt das Projekt ferner auf eine vergleichende Rekonstruktion von kommunikativen Prozessen der subkutanen Konstituierung von „Gesellschaft“ unter kommunistischen Regimes, mit Blick auf die Bedingungen sozialer Stabilität und deren Erosion im Poststalinismus und späten Staatssozialismus.

 

Publikationen

  • Aufsatz: Annäherungen und Fragen an die „Meldungen aus der Republik“, in: Jens Gieseke (Hg.): Staatssicherheit und Gesellschaft. Studien zum Herrschaftsalltag in der DDR, Göttingen 2007
  • Aufsatz: Bevölkerungsstimmungen in der geschlossenen Gesellschaft. MfS-Berichte an die DDR-Führung in den 60er und 70er Jahren, in: Zeithistorische Forschungen 5(2008)2, S. 236-257 (erschienen 2009), http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Gieseke-2-2008
  • Aufsatz: „Seit langem angestaute Unzufriedenheit breitester Bevölkerungskreise“ - Das Volk in den Stimmungsberichten des MfS, in: Klaus-Dietmar Henke (Hg.): Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte, München 2009, S. 130-148
  • Aufsatz: Machtfaktor – Utopie – Hypothek. Die SED und die Sowjetunion, in: Gieseke/Wentker (Hg.): Die Geschichte der SED – eine Bestandsaufnahme, Berlin 2011, S. 84-113.
  • Hg. mit Klaus Bachmann, The Silent Majority in Communist and Post-Communist States. Opinion Polling in Eastern and South-Eastern Europe, Frankfurt/Main 2016.
  • Mit Frank Bösch: Der Wandel des Politischen in Ost und West, in: Frank Bösch (Hg.), Geteilte Geschichte, Göttingen 2015, S. 39-78.
  • Auf der Suche nach der schweigenden Mehrheit Ost. Die geheimen Infratest-Stellvertreterbefragungen und die DDR-Gesellschaft 1968-1989, in: Zeihistorische Forschungen / Studies in Contemporary History 12 (2015) 1, S. 66-97. (Online Version)
  • Who did the East Germans trust? Popular Opinion on Threats of War, Confrontation and Détente in the GDR,1968-89,  in Kreis, Klimke, Ostermann (eds.), "Trust, but verify" Confidence and Distrust From Détente to the End of the Cold War, Stanford UP 2016

 

Präsentationen (to be published)

  • Egalitarianism vs. Westernism? Social Values and Popular Opinion in East German Society, 1971-1989; GSA, Oakland/CA, 8.10.2010.
  • Whom Did the East Germans Trust? Popular Opinion on Threats of War, Confrontation and Détente in the GDR, 1968-1989; Conference „Trust, but Verify“. Confidence and Distrust from Détente to the End of the Cold War; GHI/CWIHP Washington DC, 8.11.2011
  • Die ostdeutsche Volksmeinung. Was Geheimdienstberichte und geheime Meinungsforschung aus Ost und West verraten, Dresden, 24.11.2011.

Dr. Jens Gieseke

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Büro: Am Neuen Markt 9d, Raum 1.08
Tel.: 0331/74510-124
Fax: 0331/74510-143

E-Mail: gieseke [at] zzf-potsdam.de

Forschung

Die ostdeutsche Volksmeinung im Spiegel von Geheimdienstberichten und Meinungsforschung aus Ost und West

Das Projekt zielt darauf, mit Hilfe von seriellen Berichtsquellen die informelle Bildung und den Wandel von Einstellungen und Haltungen der DDR-Bevölkerung zu rekonstruieren. Die Grundlage der Untersuchung bilden zwei Quellengruppen: einerseits Stimmungs- und Lageberichte zu „Reaktionen der Bevölkerung“ des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR von 1958 bis 1989 sowie Lagemeldungen des Bundesnachrichtendienstes (sofern zugänglich), andererseits die Ergebnisse demoskopischer und soziologischer Forschungsprogramme von Infratest München sowie verschiedenen DDR-Stellen (ZIJ, IfM beim ZK der SED, Institut für Marktforschung, DDR-Rundfunk u.a.). Mit Hilfe eines solchen Zugriffs sollen die neueren mikrohistorischen Befunde zur Gestalt und Struktur kommunikativer Räume in der staatssozialistischen Gesellschaft auf die Ebene der Gesamtgesellschaft mit belastbaren, tendenziell repräsentativen Daten zurückbezogen werden.

Wissenshistorischer Ausgangspunkt dieses Zugriffs ist der Aufschwung (bzw. in der DDR selbst: der Konstituierung) soziologisch-quantitativer Erhebungsmethoden in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts und deren fortdauernde Bedeutung als Rückkopplungs- und Steuerungsinstrument für staatliche Stellen, zu dessen Empirismus das SED-Regime ein skeptisches bis ablehnendes Verhältnis pflegte.

In Kooperation mit analogen Projekten zu anderen staatssozialistischen Staaten (u.a. Polen und Sowjetunion) zielt das Projekt ferner auf eine vergleichende Rekonstruktion von kommunikativen Prozessen der subkutanen Konstituierung von „Gesellschaft“ unter kommunistischen Regimes, mit Blick auf die Bedingungen sozialer Stabilität und deren Erosion im Poststalinismus und späten Staatssozialismus.

 

Publikationen

  • Aufsatz: Annäherungen und Fragen an die „Meldungen aus der Republik“, in: Jens Gieseke (Hg.): Staatssicherheit und Gesellschaft. Studien zum Herrschaftsalltag in der DDR, Göttingen 2007
  • Aufsatz: Bevölkerungsstimmungen in der geschlossenen Gesellschaft. MfS-Berichte an die DDR-Führung in den 60er und 70er Jahren, in: Zeithistorische Forschungen 5(2008)2, S. 236-257 (erschienen 2009), http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Gieseke-2-2008
  • Aufsatz: „Seit langem angestaute Unzufriedenheit breitester Bevölkerungskreise“ - Das Volk in den Stimmungsberichten des MfS, in: Klaus-Dietmar Henke (Hg.): Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte, München 2009, S. 130-148
  • Aufsatz: Machtfaktor – Utopie – Hypothek. Die SED und die Sowjetunion, in: Gieseke/Wentker (Hg.): Die Geschichte der SED – eine Bestandsaufnahme, Berlin 2011, S. 84-113.
  • Hg. mit Klaus Bachmann, The Silent Majority in Communist and Post-Communist States. Opinion Polling in Eastern and South-Eastern Europe, Frankfurt/Main 2016.
  • Mit Frank Bösch: Der Wandel des Politischen in Ost und West, in: Frank Bösch (Hg.), Geteilte Geschichte, Göttingen 2015, S. 39-78.
  • Auf der Suche nach der schweigenden Mehrheit Ost. Die geheimen Infratest-Stellvertreterbefragungen und die DDR-Gesellschaft 1968-1989, in: Zeihistorische Forschungen / Studies in Contemporary History 12 (2015) 1, S. 66-97. (Online Version)
  • Who did the East Germans trust? Popular Opinion on Threats of War, Confrontation and Détente in the GDR,1968-89,  in Kreis, Klimke, Ostermann (eds.), "Trust, but verify" Confidence and Distrust From Détente to the End of the Cold War, Stanford UP 2016

 

Präsentationen (to be published)

  • Egalitarianism vs. Westernism? Social Values and Popular Opinion in East German Society, 1971-1989; GSA, Oakland/CA, 8.10.2010.
  • Whom Did the East Germans Trust? Popular Opinion on Threats of War, Confrontation and Détente in the GDR, 1968-1989; Conference „Trust, but Verify“. Confidence and Distrust from Détente to the End of the Cold War; GHI/CWIHP Washington DC, 8.11.2011
  • Die ostdeutsche Volksmeinung. Was Geheimdienstberichte und geheime Meinungsforschung aus Ost und West verraten, Dresden, 24.11.2011.

Dr. Jens Gieseke

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Am Neuen Markt 1
14467 Potsdam

Büro: Am Neuen Markt 9d, Raum 1.08
Tel.: 0331/74510-124
Fax: 0331/74510-143

E-Mail: gieseke [at] zzf-potsdam.de

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